Winter 2016 / 2017

Kampf der Systeme!

Der zurückliegende Herbst wartete mit Entwicklungen auf die so nicht vorhersehbar waren. Besonders hervorzuheben ist ein sehr früher Split des Polarwirbels, welcher sich bereits Ende Oktober / Anfang November ereignete. So früh wurde dies bisher nie beobachtet. Hervorgerufen wurde der Split durch warme Rekordtemperaturen in der Arktis und durch zusätzlichen Wärmeeintrag eines stark mäandrierenden Jetstream.



Daraus resultierte eine Meridionale Strömungsrichtung der Großwetterlagen mit Advektion von Maritimer Polar & Arktikluft nach Mitteleuropa. Nur kurzzeitig konnten sich Zonale und Gemischte Wetterlagen durchsetzen und für Abmilderung sorgen.

Von diesem Schlag hat sich die Nördliche Hemisphäre bis dato nicht vollständig erholt, und es ist fraglich, ob eine Erholung überhaupt zur Debatte steht, auch wenn sich, bedingt durch die Polarnacht, immer mehr Kälte auf der Nördlichen Hemisphäre konzentriert. Die Temperaturen werden wohl bis auf weiteres rekordverdächtig warm bleiben und für Störungen der Polaren Zirkulation sorgen.

 Dieser Umstand bedeutet aber nicht automatisch das auftreten eines eisig kalten Winters, wie auf machen Seiten im Internet bereits kolportiert wird.

ATLANTISCHE SITUATION

Vor der Brutstätte der Atlantischen Tiefdruckgebiete, Neufundland, befindet sich seit längerem eine stark positive Wasseranomalie, rot eingekreist

welche im Zusammenspiel mit recht warmen Temp-Abweichungen dort ( je höher von grün bis rot umso höher die Abweichung )

dafür gesorgt hat daß sich einerseits im Mittel & Nordatlantischen Gebiet recht starker Hochdruck entwickelt hat welcher immer wieder Großwetterlagen der Meridionalen Zirkulation förderte, u.a. Hoch Britische Inseln, andererseits schwächte diese Entwicklung die Stärke der Atlantischen Tiefdruckgebiete. Die oben angesprochene Hochdruckentwicklung wiederum hatte auch Auswirkungen bis in`s Nordmeer, Folge : die Atlantischen Tiefdruckgebiete tauchen entweder über oder unter das Hoch durch und ziehen nach Skandinavien bzw. nach Südeuropa. Für Mitteleuropa bedeutet dies weiterhin eher kühle bis kalte Verhältnisse bei unterdurchschnittlichen Niederschlägen.





NÖRDLICHE HEMISPHÄRE / POLARWIRBEL

Hier lässt sich derzeit eine interessante Entwicklung der Ozonkonzentration beobachten. Dies ist m.M.n. einer der wichtigsten Trigger für Veränderungen dort, nicht der alleinige! Das möchte ich festgestellt wissen.

Um bspw. einen Polarwirbelsplit bzw. ein Major Warming zu stützen müsste via Jetstream verstärkter Eintrag von Ozon in die untere Stratosphäre stattfinden, dort wird dann vemehrt UV-Licht absorbiert, Folge -> Erwärmung der unteren Stratosphäre. Und da ein Ozonfluß von der Stratosphäre in die Troposphäre stattfindet, müssten sich Veränderungen dann in einem erhöhten Ozongehalt der Troposphäre äußern. Da Ozon eine recht hohe Materiedichte aufweist begünstigt dies eine große Erwärmung der Umgebung.

Darüber hinaus wird vermutet, daß die Stratosphäre mittels Dissipation von Wellen zumindest passiv an Veränderungen der Troposphäre beteiligt ist.


Zwar ist die Sonneneinstrahlung der NH im Winter deutlich reduziert, was vordergründig gegen einen Abbau von UV-Licht durch Ozon und eine Erwärmung spricht, für die untere Athmosphäre ( Troposphäre ) trifft das wohl so zu, nicht aber für die obere Athmosphäre ( Stratosphäre ). Dort ist genug UV-Strahlung vorhanden, wie auch ein recht hoher Ozongehalt.

In der Troposphäre bspw. entsteht Ozon dann hauptsächlich durch Spaltung von Stickoxiden, während es weiter oben durch Spaltung von Sauerstoffatomen durch die angesprochene UV-Strahlung entsteht.

Die derzeitigen Prognosen der Ozon-Konzentration sehen einen Verstärkung des Ozongehalts besonders stark im Grönländisch - Ostkanadischen Bereich

















was sich auch in der Prognose der Abweichungen vom Klimatologischen Mittelwert des Ozons wiederspiegelt

















Würde es nun zu einem Split oder einer Konzentration von Kältepotential direkt in eben diesem Bereich kommen so wäre evtl. folgendes Szenario denkbar : Neben dem bereits existierenden starken Sibirischen Kälteblock ( hervorgerufen durch eine recht starke und weit ausgreifende Schneebedeckung ) würde sich ein zweiter Kälteblock über Grönland / Ostkanada bilden. dieser sorgt für Tiefdruckbildung ausgehend von Grönland nach Süden und iniziiert eine Südwestlich geprägte Strömung. Allerdings würde weiterhin auch bodennahe Kaltluft aus Ost einsickern

Desweiteren wäre denkbar daß sich Kältepotential von Kanada aus bis nach Amerika in die Nördlichen Bundesstaaten / Neufundland ausdehnt ( bisher war die Entwicklung von Kältepotential im Bereich Nördliche Bundesstaaten / Neufundland zu gering um Zyklogenese zu fördern, also starke Tiefdruckgebiete ) und für eine, wenn auch leicht schwache, Zonalisierungstendenz auf dem Atlantik sorgt.
Um einen nachhaltigen Wintereinbruch hervorzurufen müsste der Split bspw. eher in einer Achse östlich von Grönland an Spitzbergen und Island vorbei verlaufen, dadurch würde der Atlantik "abgeriegelt", Kaltluft arktischen Ursprungs kann von Nord / Nordost auf Mitteleuropa übergreifen, als Beispiel sei hier der Split von Januar 2013 genannt. Die Kaltluftkörper hatten sich damals entsprechend positioniert, Warmluft konnte aus dem Atlantik weit nach Norden via Island vordringen und das ganze entsprechend verstärken

Da sich aber in den entsprechenden Gebieten ( siehe weiter oben ) keine erhöhte Ozonkonzentration findet und auch keine Verstärkung prognostiziert wird ist mit einem Split an dieser Stelle derzeit und bis auf weiteres nicht zu rechnen.

VORLÄUFIGES FAZIT

Es ist eher damit zu rechnen daß es zu einem Wechselspiel, zu einem "Kampf der Systeme" kommt bei der mal die eine, mal die andere Seite den Vorteil hat. Dies würde für den Winterverlauf bedeuten daß sich relativ kühle bis kalte ( besonders im Hochwinter Januar / Anfang Februar, man muss es eigentlich nicht extra erwähnen, ich tue es dennoch da die Stecknadelsucher ja überall sind, hier sind Troglagen wie Trog Mitteleuropa die Schnee & Winterbringer ) und auch leicht milde Lagen abwechseln. Die Grundströmung würde bei kühlen bis kalten Lagen bodennahe Kaltluft aus N / NO bedeuten. Bei den Großwetterlagen rechne ich mit einer deutlichen Dominanz von Gemischten Lagen, Zonale & Meridionale Lagen dürften im heurigen Winter eine eher untergeordnete Rolle spielen, wobei ich hier annehmen würde daß Zonale Lagen Platz 2 und Meridionale Lagen Platz 3 belegen.

Grob gesehen ( ganz genau kann man das soweit im voraus nicht prognostizieren ) dürften sich die Druckabweichungen folgendermaßen gestalten :

Bei der Abweichung zur International gültigen Klimareferenzperiode 1961 - 1990 ist eine große Bandbreite möglich, nämlich von ausgeglichen bis zu mild, also +0,5° bis +1,5°.

Quellen der Bilder :
http://exp-studies.tor.ec.gc.ca/cgi-bin/dailyMaps?language=e&fsource=all&fday=all&region=n
http://www.esrl.noaa.gov/psd/data/composites/day/
http://www.wetterzentrale.de/