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Über Kurt Hansen

Kurt Hansen setzt sich in seinem Blogspot Kurt Hansen Meteo auf analytische Weise mit Saisonprognosen sehr ausführlich auseinander.

Frühjahr 2023

 Knapp vorbei ist auch daneben!

Dies ist auf das aktuell noch laufende Sudden Stratospheric Warming bezogen,also auf die große Stratosphärenerwärmung, die auf der Nördlichen Hemisphäre seit mitte Februar im Gang ist. Allzu große Auswirkungen bis tief in das Frühjahr hineine wird es nicht auslösen, dazu später etwas mehr.

Auch der zurückliegende Winter verlief wieder zu mild, das ist keine große Überraschung. Die Druckabweichungen fielen folgendermaßen aus


(C)NOAA

und das Ergebnis meiner Vermutungen fällt ganz gut aus


(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Die grundsätzlichen Strukturen wurden gut getroffen, ein Wehrmutstropfen bleibt, denn über West/Mitteleuropa hatte ich weniger Hochdruck vermutet, deswegen ist der Winter auch trockener ausgefallen als der von 2021/2022.

Gut getroffen auch wieder die von mir vermuteten Großwetterlagen, nämlich TrM, TrW, TM,HB, TB, desweiteren HNa, HNz, HNFa, HNFz, Na, Nz oder SEz. Bei zonalen und gemischten Wetterlagen die "üblichen Verdächtigen" wie NWz / NWa, BM, HM, SWz, SWa, Wz,Wa,WW. An 27 Tagen herrschten gemischte Wetterlagen, SWa, BM und HM waren hier vorherrschend, an 36 Tagen gab es zonale Wetterlagen, hauptsächlich Wz ( 19 Tage ) und Ws ( 9 Tage ), die von mir vermutete WW trat hingegen nicht auf, mit 25 Tagen wurden Meridionale Wetterlagen notiert, hier hatte ich gut die Hälfte richtig vermutet. Bei den Abweichungen hatte ich dagegen zu tief gegriffen. Prognostiziert hatte ich 0,5° bis 2,° zu 1961-1990, es sind 2,61° geworden, Punktlandung hingegen bei 1991-2020, hier hatte ich 0,5° bis 1,5° vermutet, hier läuft es auf fast genau 1,5° hinaus. 

Nun zum Frühjahr. Wie erwähnt ereignete sich mitte Frebruar ein SSW welches noch läuft. Etwas unklar ist zum aktuellen Zeitpunkt, ob und wie stark die Störungen der oberen Stockwerke durch die Stratosphäre hindurch auf die Troposphäre wirken, wo sich die meisten wichtigen Großwetterabläufe absielen. 

Da es allerdings schon recht spät im Jahr ist und der Polarwirbel in seiner Gesamtheit sich sowieso schon langsam aber sicher in Richtung Umstellung zur Sommerzirkulation befindet - auch wenn diese erst im April ggfls. Anfang Mai stattfindet - ist es für weitreichende und lagfristige Auswirkungen auf Großwetterlagen m.M.n. zu spät. Falls es anders kommt, Pech, damit kann ich leben.

Beim aktuellen SSW handelt es sich NICHT um einen Split, sondern um ein Vortex Displacement, eine Versetzung des Wirbels, und ein solches kann u.U. für recht aktives Wetter in Mitteleuropa sorgen, also viel Wind, viel NS mit eher milden Temperaturen in Wechsel mit kühlen Temperaturen. Das kommt daher, daß Displacements des PW eher für barokline Aktivität in der Athmosphäre stehen, also eine labil geschichtete Athmosphäre. Resultat sind dann u.a. Westlich / Nordwestlich, aber auch Südwestlich geprägte, eher feuchte Lagen mit Advehierung von mP und mT, also GWL wie Wz,Ws ( wenn auch in niedriger Zahl ) NWz, SWz. Oft präsentiert sich der Vortex dann langgezogen und nordöstlich vom Pol versetzt. Schauen wir mal genauer hin : 

(C)FU BERLIN

Passt, wie man sieht. Der anstehende Kaltlufteinbruch via Nord/Nordwest ist dem Umstand geschuldet daß sich ein Langwellentrog bildet wie es oben in der 550k Isentropen Fläch zu sehen ist, und zwar über dem Nordmeer im Isländisch-Grönländischen Bereich bis nach Skandinavien.

Längerfristig gesehen soll sich der PW noch weiter nach Nordost zurückziehen, was nicht unbedingt dafür spricht daß es spätwinterlich bleiben wird

(C)FU BERLIN

Wie oben erwähnt will die Kupplung zwischen Stratosphäre und Troposphäre nicht so ganz gelingen, das sehen GFS und GEOS gleichermaßen so 


(C)STRATOBSERVE

Zwar ist die Tendenz zu einer eher Negativen Atlantischen Oszillation nach einem Vortex Displacement recht stark, d.h. aber nicht daß es, wie bspw. 2021, länger und stärker zu einem Greenland-Blocking kommt, dazu war der Impact des SSW zu spät und nicht stark genug. Es ist daher eher zu vermuten daß sich das Wetterregime AT ( Atlantic Ridge ) in Verbindung mit NAO- bilden wird, was Atlantischer Rücken bedeutet. Dieses Wetterregime ist eher labil und lässt Störungen zu, was sich dann in wiederholten, wenn auch abgeschwächten Trog-Keil-Mustern niederschlagen dürfte.

Beim Jetstream zeigt sich folgendes Bild 


 (C)METEOCIEL

Ein eher gemischtes Bild, zwar ist der Polarfrontjetstream noch vorhanden, aber der Subtropenjetstream schon recht gut ausgebildet. 

Kommen wir zu den Wassertemperaturen und der Frage, ob der normalerweise im Frühjahr herrschende Gegensatz zwischen Wasser-und Lufttemperaturen zur verstärkten Bildung von Meridionalen Lagen führt, wie es "eigentlich" für das Frühjahr üblich ist?


 (C)NOAA

(C)NOAA

Wie schon so oft in der vergangenen Zeit zeigen sich keine großen Diskrepanzen zwischen Wasser-und Luftttemparturen über dem Atlantik und dem Europäischen Nordmeer, aber, anders als 2022 zeigen sich über weiten Teilen Kanadas bis hin zur Baffinbay - Davisstraße - Labradorsee und Grönland deutlich negative Abweichungen der Lufttemperatur. Ein Fingerzeig für einen auflebenden Atlantik im weiteren Frühjahrsverlauf? Quien sabe.
 
Bei der Analyse der zyklonalen Strukturen in 500hpa  fällt abermals auf daß es zwar eine Zunahme gibt, diese sich aber heuer auf Mitteleuropa, den mittleren Atlantik und den subpolaren Bereich beschränkt und nicht so stark ausfällt wie 2022, im subtropischen Bereich findet sich hingegen wieder eine deutliche Abnahme zyklonaler Strukturen.
 

 (C)NOAA
 
Das lässt m.M.n. den Schluß zu daß es wieder zu Mäandrierungen kommt, diese aber eher moderat ausfallen, der von mir etwas stärker vermutete Hochdruck im Nordmeer dürfte dafür verantwortlich zeichnen.

Folge wären dann Wetterlagen wie bspw. BM, HM, SWa, Wa, NWa, allerdings sehe ich zunächst den "Vorteil" bei Lagen wie mit SWz, WZ und NWz, allerdings kann es aber jederzeit im Frühjahr - auch bis in den Mai hinein - nochmals zu recht markanten Kaltlufteinbrüchen durch Großwetterlagen wie bspw. HNFa, HNa Nz, HNz oder HFz kommen. Aktuell steht dies ja bevor. 
 
Das langjährige Mittel der Klimaperiode zeigt, wie schon öfter in den vergangenen Jahren erwähnt, in einigen Zeiträum während des Frühjahrs so manch eine Delle nach unten. Nochmals erwähnt, auch im Mai dürften abgeschwächte Kaltlufteinbrüche möglich sein, haben dann aber nichts mit den sog. "Eisheiligen" zu tun. Diese "Singularität" war nie eine wirklich vorhandene, desweiteren werden Kaltlufteinbrüche im Mai immer schwächer - was aber nicht heißt, daß es dann und wann doch mal kälter wird als gedacht.
 
Mäandrierungen der Zirkulation begünstigen außerdem die Bildung von Trog&Tiefdrucklagen wie bspw. TrW, TrM, TM, hier vermute ich allerdings daß diese eher weniger auftreten.
 
Die Druckabweichungen könnten sich wie folgt darstellen :
 


 (C)KURT HANSEN VIA NOAA
 
Abweichungen : +1° bis +3° zu 1961-1990, +0,5° bis +2,5° zu 1991-2020. 
 
Quelle der Bilder : 
 
https://coralreefwatch.noaa.gov/product/5km/index_5km_ssta.php
https://psl.noaa.gov/cgi-bin/data/getpage.pl
https://psl.noaa.gov/data/composites/day/
https://www.stratobserve.com/anom_ts_diags
https://www.geo.fu-berlin.de/met/ag/strat/produkte/winterdiagnostics/index.html
https://www.meteociel.fr/modeles/gfse_cartes.php?ech=6&code=0&mode=5&carte=1

Text : (C)Kurt Hansen, Arrondissement Perpignan, Region Occitanie, Departement Pyrénées-Orientales, France.


 




Winter 2022/2023

 Kühl-milder Winter des Anthropozän?


Bevor ich ausführe was damit gemeint ist gibt es wie immer eine kurze Verifikation der letzten Prognose. Der Herbst hat übrigens als drittwärmster in der Messreihen-Geschichte abgeschlossen.

Folgende Druckabweichungen hatte ich vermutet : 


(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Ergebnis : 

(C)NOAA

Ein recht gutes Ergebnis, allerdings hatte ich über Mitteleuropa wesentlich mehr Hochdruckanomalie vermutet, hier hat der kühle September ein besseres Ergebnis "verhindert".

Bei den Großwetterlagen und der Abweichung wurde folgendes vermutet : 

Daraus resultierend dürfte es hauptsächlich zu Gemischten und Zonalen Lagen kommen, allerdings mit Vorteil bei den Gemischten Lagen. Meridionale Lagen werden auch auftreten, hier muss abgewartet werden wie sich die Hurrikan-Saison auf die Zirkulation auswirkt, denn ziehen außertropische Stürme Ri. Norden so iniziiert dies eher Meridionale Lagen. Bei den Großwetterlagen sind BM, NWa, SWz, SWa, TrM,HNz, HNFz, HB, HFz,Nz, TrW, TB zu erwarten, ferner Wz, Wa und WW.

Die Abweichung zu 1961-1990 ( Klimareferenzperiode für Jahreszeiten ) dürfte +1,5° bis +2,5° betragen, zu 1991-2020 +1° bis +2°.  

Mit insgesamt 48 Tagen lagen wie vermutet Wetterlagen der zonalen und gemischten Zirkulationsform im Vorteil, besonders stark waren SWa,SWz,Wa,HM,WW, desweiteren bei den meridionalen HNFz und TrW. Aber auch die übrigen von mir vermuteten Wetterlagen trafen fast alle ein.

Sehr gut die Prognose der Abweichungen zu den Referenzperioden. Ergebnis für 1961-1990 ist +1,96° und für 1991-2020 +1,41K. Beides im Rahmen dessen, was ich prognostiziert hatte,´.

Nun zum kommenden Winter. Die Prognose wird nicht eindeutig ausfallen, dazu gibt es aktuell zuviele Unsicherheitsfaktoren. Vorab gilt, daß es evtl. zu einem Winter kommen könnte, der mal nicht den typischen Mildwinter-Weg geht, sondern, unter den neuen klimatischen Gesichtspunkten, eher leicht mild bis zu kühl ausfallen könnte. 

ATLANTISCHE SITUATION

Seit dem Herbstbeginn präsentierte sich der NAO-Index eher neutral bis negativ, mit einer kurzen positiven Phase im November. Aktuell dürfte der NAO-Index nach einem kurzen ansteigen schnell wieder in negative Bereiche ansteigen, was für eher meridionale und gemischte Wetterlagen steht: 


 

 (C)NOAA

Warum sich der NAO-Index aktuell so negativ präsentiert versuche ich weiter unten zu erklären.

Werfen wir  nun desweiteren einen Blick auf die Abweichungen der Wassertemps, diese geben erste Hinweise bezügl. der Druckentwicklungen und möglicher Großwetterlagen :


 

 (C)NOAA

Mehrere Umstände fallen auf. Zum einen teils sehr warmes Wasser vor der US-Ostküste, nordwestlich der Azoren sehr kaltes Wasser, ansonsten dominieren im gesamten Nordatlantischen Bereichen warme bis sehr warme Wassertemps, desweiteren herrschen weiterhin La-Nina-Konditionen im Pazifischen Ozean ( laut den neuesten Verlautbarungen wird sich La-Nina max. bis zum Südhemisphärischen Spätsommer, also Januar/Februar, halten können) und sehr kaltes Wasser im Bereich östlich der Aleuten. 

Heuer scheint die Entwicklung rund um die Aleuten im gleichen Kontext zu stehen wie vergangenes Jahr, als die Voraussetzungen für die Interaktion mit dem Islandtief fast perfekt waren und sich in entsprechenden Großwetterlagen ab Jan/Feb äußerte. In vergangenen Prognosen habe ich ja schon öfters darauf aufmerksam gemacht. In La-Niña-Wintern ist die Intensität des Alëuten-Tiefs stark reduziert. Über Nordamerika ist es verhältnismäßig kalt, weil der Zustrom warmer Meeresluft von Westen fehlt, wodurch im Osten des Kontinents der thermale Kontrast zum Atlantik erhöht und die Zyklogenese angetrieben wird. Die Folge ist eine Intensivierung des Island-Tiefs, das die nordatlantischen Stürme verstärkt, deren Bahnen sich weiter nach Norden verschieben. Diese Entwicklung dürfte sich aber aufgrund des negativen NAO-Index verzögern.

 Die vergangenen Druckabweichungen präsentieren sich dort folgendermaßen :

 


 


(C)NOAA

Über den Aleuten hat sich sehr starker Hochdruck etabliert, wieder eine entscheidende Schwächung des Aleuten-Tiefs. Über Grönland ist der Druck erhöht, Ri Skandinavien stark erhöht. Im Bereich der Azoren findet sich eine starke Tiefdruckanomalie, diese verhindert weiterhin die Bildung zonaler Wetterlagen. Zonale Wetterlagen, wie bspw. die klassische Westwindwetterlage Westlage zyklonal, haben sich durch die globale Erwärmung sowieso deutlich verändert. Sie haben nicht mehr die Durchschlagskraft vergangener Jahrzehnte, das übernehmen nun Großwetterlagen der Gemischten Zirkulation, die deutlich zugenommen haben. 

Wie man auf den zwei Druckkarten des Polarwirbels in 10hpa sieht hat die aktuelle negative NAO-Phase quasi nichts mit dem Polarwirbel an sich zu tun, denn dieser sitzt zwar nicht zentral über der Nördlichen Hemisphäre aber leicht südlich versetzt.

NÖRDLICHE HEMISPHÄRE / POLARWIRBEL

Der Polarwirbel zeigt sich aktuell v.a. in den oberen Stockwerken gut strukturiert, die Ozonkonzentration ist niedrig :


 
(C)NOAA

 Beim genaueren Blick auf den Polarwirbel offenbart sich, wie es zur aktuellen stark negativen NAO-Phase und der Bildung meridionaler Großwetterlagen gekommen ist. Der Polarwirbel ist "gestreched", in die Länge gezogen und weit nördlich ellipsenförmig platziert mit einem "Arm" in Ri. Skandinavien : 

(C)STRATOBSERVE

Längerfristig soll sich der Polarwirbel allerdings deutlich normalisieren aber weiterhin etwas in die Länge gezogen bleiben, was Kaltluftadvektion in Ri. ME unterstützen könnte : 


(C)STRATOBSERVE

Diese Entwicklung wäre laut aktuellen Studien ( u.a. Judah Cohen 2022 ) logisch, nach denen sich der Polarwirbel nach einem "Stretching" etwas stärker präsentiert. Hier bleibt abzuwarten wie die weitere Enwicklung vor sich geht. 

Es sei nochmals wie oft in den vergangenen Winterprognosen erwähnt, zwar kühlt sich die Athmosphäre des Polarwirbel einerseits durch den verstärkten Eintrag von Aerosolen ab, andererseits sorgt die Zunahme des Klimaschädlichen CO2 dafür, daß der Polarwirbel in seiner Gesamtstruktur schwächer bzw. anfälliger wird für starke Warmluftadvektion und dadurch Umkehrung der Windverhältnisse.

Kommen wir zur QBO, der "Quasi binären zweijährigen Schwingung", dies ist vereinfacht gesagt eine periodisch athmosphärische Welle des zonalen Winds in der äquatorialen Stratosphäre der Erde.

In der Westphase wird die zonale Zirkulation gestärkt, in der Ostphase geschwächt.

Aktuell befindet sich diese Schwingung im Westmodus: 


 (C)NASA

Man sieht daß sich nur die "unteren Stockwerke" im negativen Modus befinden, Resultat des negativen NAO-Index und daraus resultierend meridionale Wetterlagen.

Bei den Temps und dem zonalen Wind schaut es aktuell so aus : 

(C)ECMWF

 

(C)CPD/JMA


 

(C)STRATOBSERVE

Der zonale Wind zeigt nach einem deutlichen "Durchhänger" bald wieder deutlich positive Werte, die Temps des Polarwirbel in 10hpa sind aktuell wieder absteigend, sollen sich aber auf längere Sicht gesehen normalisieren.

Eine länger anhaltende Störung des Polarwirbel durch ein SSW erscheint aufgrund der Prognosen aktuell nicht sehr wahrscheinlich, unmöglich ist diese jedoch, wie schon erwähnt, nicht. 

Kleine Erwärmungen, sogenannte "Minor Warmings", werden dagegen ganz sicher auftreten, sie kommen jeden Winter vor. Sie sind aber nicht in der Lage, die Windverhältnisse zu ändern.
 
POLARFRONTJETSTREAM & EURASIEN

Der Polarfrontjetstream zeigt sich gut strukturiert, allerdings mäandrierend in Ri. Südwest / Süd
 

 (C)METEOCIEL

was sich in den kommenden meridionalen Wetterlagen niederschlagen dürfte. Inwiefern diese tatsächlich echtes winterliches Wetter bringen wird sich zeigen, da ( dazu unten mehr ) großflächige Kaltluft fehlt.

Die Verteilung der Kaltluft wird wie folgt prognostiziert
 

 

(C)WETTERZENTRALE

Es zeigt sich eine Konzentrierung der Kaltluft weit zurückgezogen in den Osten Russlands und über Nordamerika / Kanada, und es zeigt sich, daß es, gemessen an der Jahreszeit, relativ wenig Kaltluft über Zentral-Russland gibt, was sich auch in der zurückgezogenen Schneedecke ( siehe weiter unten ) zeigt. Desweiteren wird so bis auf weiteres kein Hoch über Zentral-Russland entstehen welches ein sog. "Ural-Blocking" auslösen könnte, welches u.a. von Dr. Judah Cohen vom AER in den USA als einer der zentralen Bausteine eines SSW mit Polarwirbelsplit gesehen wird. Ein blockierendes Hoch über dem Ural-Gebirge scheint mit Schwerewellen, die weit in die Athmosphäre dissipatieren, die polare Zirkulation nachhaltig zu stören. 
 

Kommen wir zur Eurasischen Schneebedeckung.



 (C)NOAA

Aktuell zeigt sich die Schneebedeckung deutlich radialsymetrisch ( also entlang der Längengrade ) und somit eher zonalen Wetterlagen zuträglich, allerdings mit deutlich stärkerer Schneebedeckung in Westrussland, und das eher meridionalen Großwetterlagen zuträglich. 

Allerdings zeigt sich aber auch daß die Schneebedeckung im Ural, besonders im südlichen Abschnitt, wie schon 2021 deutlich abgeschwächt ist bzw. fast gar nicht vorhanden ist. Dies würde ein Hochdruck-Blocking Ural-Karasee-Barentssee sehr schwer machen, welches ebenfalls durch Dissipation von Schwerewellen in die Troposphäre den Polarwirbel schwächen könnte.

Hier nochmal ein Graph der Schneebedeckung in Eurasien, sehr tief angesiedelt : 


(C)JUDAH COHEN AER

Es bleibt abschließend zu konstantieren daß weder die Entwicklung über den Aleuten noch die Entwicklung im Ural dazu führen wird daß hier Blockings stattfinden die den Polarwirbel nachhaltig so stark stören könnten daß der Winter durchgängig kalt wird. Andererseits bleibt der Polarwirbel gestreckt und die NAO tendiert eher zu negativ-neutral, so daß kühlere Abschnitte die Oberhand behalten KÖNNTEN, falls sich die NAO nicht doch in Ri. Jan/Feb 2023 wieder in den positiven Modus entwickelt und gemischte/zonale Wetterlagen dominieren. Die Prognosen aller verfügbaren Modelle zeigen an, daß der Polarwirbel auf längere Sicht bis nach unten hin gestärkt wird und daher eher zonale / gemischte Wetterlagen begünstigt werden. Ob dies so kommt kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu 100% sagen, die Wahrscheinlichkeit ist aber relativ groß.

Bei den Wetterlagen dürften folgende Lagen auftreten; meridionale Wetterlagen wie bspw. u.a. TrM, TrW, TM,HB, TB, desweiteren HNa, HNz, HNFa, HNFz, Na, Nz oder SEz. Bei zonalen und gemischten Wetterlagen die "üblichen Verdächtigen" wie NWz / NWa, BM, HM, SWz, SWa, Wz,Wa,WW.

Die Druckabweichungen vermute ich wie folgt : 


(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Die Abweichung zu 1961-1990 ( Klimareferenzperiode für Jahreszeiten ) dürfte +0,5° bis +2° betragen, zu 1991-2020 +0,5° bis +1,5°.  

Quelle der Bilder : 
 
http://www.wetterzentrale.de
http://squall.sfsu.edu/crws/archive/jet_nh_arch.html
http://es-ee.tor.ec.gc.ca/e/ozone/Curr_map.htm
https://ds.data.jma.go.jp/tcc/tcc/products/clisys/STRAT/
https://www.stratobserve.com/ens_ts_diags
https://acd-ext.gsfc.nasa.gov/Data_services/met/qbo/qbo.html
http://www.climate4you.com/SnowCover.htm 
https://www.ecmwf.int/en/forecasts/charts/catalogue/extended-zonal-mean-zonal-wind?facets=undefined&time=2022112800,0,2022112800&area=nh
 
Text : (C)Kurt Hansen, Arrondissement Perpignan, Region Occitanie, Departement Pyrénées-Orientales, France.