Kategorie-Archiv: Faszination Wetter [Blog]

Um nicht dauernd auf das Copyright hinweisen zu müssen: Daten stammen von NOAA, NCEP, wetterzentrale.de, wetter3.de und anderen

Winter 2024 / 2025

Der zurückliegende Herbst wird mit einer Mitteltemperatur von +10,5° der fünftwärmste Herbst seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in D seit 1881. Die Abweichungen betragen +1,7° zur alten Referenzperiode 1961-1990 und +1,2° zur neuen Referenzperiode 1991-2020.

 Mit 13 Tagen war die Großwetterlage BM die herausragende Großwetterlage, gefolgt von NWz an 9 Tagen und SWz/SEz mit je 8 Tagen. Zonale und gemischte Lagen waren mit insgesamt 52 Tagen dominierend, meridionale Lagen mit 38 Tagen deutlich unterrepräsentiert.

Allerdings gab es nur an 6 Tagen zonale Großwetterlagen, hier lag ich falsch mit meiner Vermutung, den zonalen Wetterlagen hatte ich mehr Einfluß zugesprochen.

Dennoch zeigt sich in der Verifikation meiner Prognose ein sehr gutes Ergebnis bezügl. Großwetterlagen

Daraus resultierend dürfte es hauptsächlich zu Gemischten, Zonalen und auch meridionalen Lagen kommen, allerdings mit Vorteil bei den Zonalen und Gemischten Lagen. Bei Meridionalen &Zonalen Lagen muss abgewartet werden wie sich die Hurrikan-Saison auf die Zirkulation auswirkt, denn ziehen außertropische Stürme Ri. Norden so iniziiert dies eher Meridionale Lagen. Bei den Großwetterlagen sind BM, HM, NWa, SWz, SWa, TrM,HNz, HNFz, HB, HFz,Nz, TrW, TB zu erwarten, ferner Wz, Wa und WW und evtl. Nz, TM, NWz und SEz.

denn bis auf WW und Wa, die nicht auftraten, traten alle vermuteten Großwetterlagen auf.

Bezügl. Abweichungen

Die Abweichung zu 1961-1990 ( Klimareferenzperiode für Jahreszeiten ) dürfte +1,5° bis +3° betragen, zu 1991-2020 +1° bis +2°.  

habe ich in beiden Fällen gut prognostiziert.

Schlechtes Ergebnis hingegen bei den Druckabweichungen, das ging schon wieder völlig daneben.

Prognose : 


 (C)KURT HANSEN VIA NOAA

Ergebnis : 

(C)NOAA

Ich werde daher in Zukunft auf die Prognose der Druckabweichungen verzichten. 

Nun zum kommenden Winter. Ich vermute, daß dieser, wie schon 2023/2024, sehr wechselhaft verlaufen könnte, zumindest lassen die aktuellen Entwicklungen und die Aussichten diesen Schluss zu.

ATLANTISCHE SITUATION

Seit dem Herbstbeginn präsentierte sich der NAO-Index wechselnd zwischen positiv und negativ. Aktuell scheint der NAO-Index nach einer negativen Phase schnell wieder in den neutral-leicht positiven Bereich ansteigen, was für eher gemischte Wetterlagen steht: 

(C)NOAA

Werfen wir  nun desweiteren einen Blick auf die Abweichungen der Wassertemps, diese geben erste Hinweise bezügl. der Druckentwicklungen und möglicher Großwetterlagen :


 (C)NOAA

 

Mehrere Umstände fallen auf. Zum einen teils sehr warmes aber auch sehr kaltes Wasser vor der US-Ostküste, rund um die Azoren warmes Wasser, ansonsten dominieren fast im gesamten Nordatlantischen Bereichen warme bis sehr warme Wassertemps, außer östlich von Island, desweiteren herrschen nun La-Nina-Konditionen im Pazifischen Ozean ( laut den neuesten Prognosen ist es aber unsicher, ob sich La-Nina lange wird halten können) und teils sehr kaltes Wasser im Bereich östlich der Aleuten. Auffällig ist heuer kaltes Wasser vor der amerikanischen Pazifikküste.

Es könnte also darauf hinaus laufen daß es im weiteren Verlauf des Winters zu einer recht starken Interaktion des Aleuten-Tiefs mit dem Island-Tief kommt. In vergangenen Prognosen habe ich ja schon öfters darauf aufmerksam gemacht. In La-Niña-Wintern ( 2022-2023 war ein La-Nina-Winter ) ist die Intensität des Alëuten-Tiefs stark reduziert. Über Nordamerika ist es verhältnismäßig kalt, weil der Zustrom warmer Meeresluft von Westen fehlt, wodurch im Osten des Kontinents der thermale Kontrast zum Atlantik erhöht und die Zyklogenese angetrieben wird. Die Folge ist eine Intensivierung des Island-Tiefs, das die nordatlantischen Stürme verstärkt, deren Bahnen sich weiter nach Norden verschieben.

 Die vergangenen Druckabweichungen präsentieren sich dort folgendermaßen :


 


(C)NOAA

Über den Aleuten hat sich, wie vergangenes Jahr, Hochdruck etabliert, wieder eine entscheidende Schwächung des Aleuten-Tiefs. Über Grönland&Island ist der Druck leicht erhöht, wie auch über Skandinavien. Über der zentralen Arktis herrscht starker Tiefdruck. Im Bereich der Azoren findet sich eine starke Tiefdruckanomalie, diese verhindert weiter die Bildung zonaler Wetterlagen. Zonale Wetterlagen, wie bspw. die klassische Westwindwetterlage Westlage zyklonal, haben sich durch die globale Erwärmung sowieso deutlich verändert. Sie haben nicht mehr die Durchschlagskraft vergangener Jahrzehnte, das übernehmen nun Großwetterlagen der Gemischten Zirkulation, die deutlich zugenommen haben. 

Wie man auf den zwei Druckkarten des Polarwirbels in 10hpa sieht sitzt dieser direkt über der zentralen Arktis. Längerfristig soll es dabei bleiben, auffallend ist, daß er sich gleich stark in alle Richtungen ausdehnen soll. Das würde für einen äußerst starken und vitalen Polarwirbel stehen.

NÖRDLICHE HEMISPHÄRE / POLARWIRBEL

Der Polarwirbel zeigt sich aktuell gut strukturiert, die Ozonkonzentration ist sehr niedrig und soll auch im Bereich der Aleuten noch niedriger werden, was das Tief dort weiter schwächen könnte : 



(C)NOAA

Auch der genauere Blick auf den Polarwirbel zeigt die gesunde, gut ausgebildete Struktur, die sich direkt über der zentralen Arktis platziert zeigt : 

(C)STRATOBSERVE

Längerfristig soll sich der Polarwirbel weiter gut strukturiert zeigen, seinen nach Norden zurück gezogenen Platz behalten, sich dabei etwas elipsenförmig ausbilden, was sich in nordwestlich&westlichen Wetterlagen äußern könnte, m.M.n. ist der Umstand, daß der Polarwirbel recht weit nördlich sitzt, ein Fingerzeig darauf, daß evtl. im weiteren Verlauf mit einem Durchbruch der Westwindzirkulation zu rechnen ist, allerdings dürfte sich diese eher nordwestlich orientieren und daher entsprechend nasskühl ausfallen. Atlantischer Hochdruck dürfte es, trotz der Erhaltungsneigung, im weiteren Winterverlauf schwer haben sich zu bilden:



(C)STRATOBSERVE

Das heißt aber nicht, daß der Polarwirbel auf längere Sicht gesehen "unangreifbar" für Wärmeflüsse aus der Stratos/Troposphäre bleibt, dies könnte sich eventuell im Hoch/Spätwinter in einem SSW äußern.

Es sei nochmals wie oft in den vergangenen Winterprognosen erwähnt, zwar kühlt sich die Athmosphäre des Polarwirbel einerseits durch den verstärkten Eintrag von Aerosolen ab, andererseits sorgt die Zunahme des Klimaschädlichen CO2 dafür, daß der Polarwirbel in seiner Gesamtstruktur schwächer bzw. anfälliger wird für starke Warmluftadvektion und dadurch Umkehrung der Windverhältnisse.

Kommen wir zur QBO, der "Quasi binären zweijährigen Schwingung", dies ist vereinfacht gesagt eine periodisch athmosphärische Welle des zonalen Winds in der äquatorialen Stratosphäre der Erde.

In der Westphase wird die zonale Zirkulation gestärkt, in der Ostphase geschwächt.

Aktuell befindet sich diese Schwingung im Westmodus : 


(C)NASA

Bei den Temps und dem zonalen Wind schaut es aktuell so aus :


 (C)ECMWF

(C)CPD/JMA



(C)STRATOBSERVE

Der zonale Wind zeigt deutlich positive Werte, die Temps des Polarwirbel in 10hpa sind aktuell recht kalt und sollen sogar noch kälter werden. Das sieht schon alles sehr stabil aus.

Eine länger anhaltende Störung des Polarwirbel durch ein SSW erscheint aufgrund der Prognosen aktuell nicht sehr wahrscheinlich, zu einem späteren Zeitpunkt aber durchaus möglich. Am ehesten ist der Zeitraum mitte Februar bis Anfang März prädestiniert für ein SSW, denn das ist der Zeitpunkt in dem sich der Polarwirbel Jahreszeitlich bedingt sowieso stark erwärmt und somit immer anfälliger für starke Wärmeadvektion wird. 

Dann kommt es aber darauf an ob es eine Kupplung zwischen Stratos-und Troposphäre gibt, der Polarwirbel gesplittet wird oder nicht, ob es "nur" ein Displacement gibt und v.a. wo das ganze stattfindet. Um es mit einem der Stratosphärenspezialisten, Dr. Simon Lee vom MET OFFICE in England, zu sagen :

"Auch wenn es zu einer großen Stratosphärenerwärmung kommt heißt das noch lange nicht daß man 2 Wochen später in großer Kälte am Schnee schippen ist. Dazu ist dieser Vorgang zu kompex und jede Erwärmung auf ihre Weise einzigartig und kaum zu prognostizieren in ihrem weiteren Verlauf".

Kleine Erwärmungen, sogenannte "Minor Warmings", werden dagegen ganz sicher auftreten, sie kommen jeden Winter vor. Sie sind aber nicht in der Lage, die Windverhältnisse zu ändern.
 

POLARFRONTJETSTREAM & EURASIEN

Der Polarfrontjetstream zeigt sich gut strukturiert


 (C)METEOCIEL

allerdings teils etwas südlich versetzt, daher werden sich zwar zyklonale Lagen einstellen, da diese aber wahrscheinlich aus Nordwest kommen, dürfte es recht ungemütlich werden. 

 Die Verteilung der Kaltluft wird wie folgt prognostiziert:


 (C)WETTERZENTRALE

Es zeigt sich abermals eine Konzentrierung der Kaltluft sehr weit zurückgezogen in den Osten Russlands und über Nordamerika / Kanada, allerdings ist über der Westküste und v.a. über Alaska wenig Kaltluft vorhanden, das ist ungewöhnlich, und es zeigt sich, daß es, gemessen an der Jahreszeit, relativ wenig Kaltluft über Zentral-Russland gibt, was sich auch in der weit zurückgezogenen Schneedecke ( siehe weiter unten ) zeigt. Desweiteren wird so bis auf weiteres kein Hoch über Zentral-Russland entstehen welches ein sog. "Ural-Blocking" auslösen könnte, welches u.a. von Dr. Judah Cohen vom AER in den USA als einer der zentralen Bausteine eines SSW mit Polarwirbelsplit gesehen wird. Ein blockierendes Hoch über dem Ural-Gebirge scheint mit Schwerewellen, die weit in die Athmosphäre dissipatieren, die polare Zirkulation nachhaltig zu stören. 
 

Kommen wir zur Eurasischen Schneebedeckung und der Vergleich zu 2023:



 (C)NOAA

Aktuell zeigt sich die Schneebedeckung wieder deutlich radialsymetrisch ( also entlang der Längengrade ) und somit eher zonalen/gemischten Wetterlagen zuträglich. Die Radialsymetrie fällt stärker aus als 2023.

Und es zeigt sich abermals, daß die Schneebedeckung im Ural, besonders im südlichen Abschnitt, wie schon 2023 deutlich abgeschwächt ist bzw. fast gar nicht vorhanden ist. Dies würde ein Hochdruck-Blocking Ural-Karasee-Barentssee sehr schwer machen, welches ebenfalls durch Dissipation von Schwerewellen in die Troposphäre den Polarwirbel schwächen könnte.

Es bleibt abschließend zu konstantieren daß weder die Entwicklung über den Aleuten noch die Entwicklung im Ural dazu führen wird daß hier Blockings stattfinden die den Polarwirbel schon früh außer Takt bringen könnten, im Gegenteil, der Polarwirbel scheint sich auf längere Sicht gesehen noch zu intensivieren, soll aber weit nördlich platziert bleiben, was eher Großwetterlagen aus Nordwest, also gemischte Zirkulation, begünstigen würde.

Bei den Wetterlagen dürften folgende Lagen auftreten: Meridionale Wetterlagen wie bspw. u.a. TrM, TrW, TM,HB, TB, desweiteren HNa, HNz, HNFa, HNFz, Na, NEz oder SEa. Bei zonalen und gemischten Wetterlagen die "üblichen Verdächtigen" wie NWz / NWa, BM, HM, SWz, SWa, Wz,Wa,WS.

Die Abweichung zu 1961-1990 ( Klimareferenzperiode für Jahreszeiten ) dürfte +1,5° bis +2,5° betragen, zu 1991-2020 +1° bis +2°.  

http://www.wetterzentrale.de
http://squall.sfsu.edu/crws/archive/jet_nh_arch.html
http://es-ee.tor.ec.gc.ca/e/ozone/Curr_map.htm
https://ds.data.jma.go.jp/tcc/tcc/products/clisys/STRAT/
https://www.stratobserve.com/ens_ts_diags
https://acd-ext.gsfc.nasa.gov/Data_services/met/qbo/qbo.html
http://www.climate4you.com/SnowCover.htm 
https://www.ecmwf.int/en/forecasts/charts/catalogue/extended-zonal-mean-zonal-wind?facets=undefined&time=2022112800,0,2022112800&area=nh
 
Text : (C)Kurt Hansen, Arrondissement Perpignan, Region Occitanie, Departement Pyrénées-Orientales, France.