Beständige Unbeständigkeit?
Das Frühjahr 2024 hat den recht lange bestehenden Rekord des Frühjahr 2007 gebrochen. Mit 10,8°C betrug die Abweichung gegenüber dem Mittel für Jahreszeiten 1961-1990 +3,1°K, im Vergleich mit der neuen Klimareferenzperiode 1991-2020 +1,9K. Desweiteren wurde das Frühjahr in vielen Regionen sehr nass bis extrem nass, aktuell leidet besonders Bayern unter einer Hochwasserlage, davor gab es Hochwasser im Saarland und Rheinland - Pfalz. Angesichts der Klimakatastrophe verwundern solch immer häufiger auftretenden Ereignisse nicht, es ist einfache Physik, denn : Eine immer wärmere Athmosphäre nimmt immer mehr Feuchtigkeit auf.
Wen es interessiert, im Clausius-Clapeyron-Gesetz wird es erklärt. Es gehört zu den Grundgesetzen der Thermodynamik.
Wie ist meine Frühjahrsprognose zu beurteilen? Folgende Druckabweichungen brachte das Frühjahr :
(C)NOAA
und so sah meine Prognose aus :
(C)KURT HANSEN VIA NOAA
Ein m.M.n. durchaus sehr gelungenes Ergebnis, wenn auch die Abweichungen etwas verschoben sind, aber die Grundstruktur sehr gut getroffen.
Bei den Großwetterlagen kein gutes Ergebnis, außer BM, SWz, NWZ, TB, habe ich keine weiteren richtig vermutet. Dominierend waren u.a. TrW, TM, SEz, Ws, TrM.
Die Abweichung zu 1961-1990 wurde mit vermuteten +1° bis +2° nicht erkannt ( es gab wie gesagt einen neuen Rekord ) aber bei 1991-2020 lag ich mit bis zu +2° genau richtig.
Nun zum Sommer. Die Prognose hat mir viel Kopfzerbrechen bereitet, es gab kurz hintereinander zwei große Stratosphärenerwärmungen deren Folgen bis heute reichen und noch weiter reichen werden. Anfang März erfolgte die erste, 10 Tage später die zweite ( daher konnte die erste nicht als Final Warming, also die Umkehr zur östlichen Sommerwindzirkulation, eingestuft werden ) die dann auch tatsächlich zu einer Interaktion von Stratosphäre und Troposphäre ( hier finden die Prozesse statt, die unser Wetter bestimmen ) führten. Dieser Vorgang erfolgte in der 3ten April-Dekade und führte zum einzigen nennenswerten Kaltlufteinbruch des Frühjahrs.
(C)NOAA
Aktuell ist die Temperatur in 10hpa recht deutlich unter dem Jahreszeitlich üblichen Durchschnitt
(C)CPD JMA
desweiteren gab es nach dem Final Warming des Polarwirbel relativ kleine Amplituden der Wellen 1 und 2 in 10hpa ( große bzw. starke Amplituden der Wellen führen zu Erwärmungen, kleine Amplituden wirken abkühlend )
(C)CPD JMA
was wiederum bedeutet daß dies zu einem stabileren und kälteren Polarwirbel führt und die Sommerzirkulation es schwer hat sich entsprechend durchzusetzen. Darüber hinaus führten die Erwärmungen dazu, daß sich über Kanada und Skandinavien sehr starker Hochdruck durchsetzte
welcher dafür verantwortlich ist daß sich eine Blockierungslage bildet und, flankiert von starker Tiefdruckanomalie im Bereich Grönland/Island und im polaren Bereich, immer wieder sog. "Abtropfprozesse" bildeten und weiter bilden werden.
Der Subtropenjet ist quasi nicht existent
(C)NOAA
und daher wird es für stabilen Hochdruck über Mitteleuropa schwer, da sich aufgrund der Wellenflüsse die Blockadelagen immer wieder neu bilden. Dies zeigt auch ein Plot der vergangenen 14 Tage, man sieht deutlich die Blockierung die sich von Kanada über den Nordatlantik bis nach Skandinavien zieht
Abhilfe könnten zonale Lagen schaffen, diese sind durchaus dazu fähig, Blockierungslagen zu "knacken", aber dazu bräuchte es starke Temperaturgegensätze an der Geburtsstätte der atlantischen Tiefs, vor Neufundland, wie schaut es dort mit den Wassertemperaturen aus?
(C)NOAA
Das Wasser dort ist viel zu warm, als daß sich hieraus zyklonale und damit eher wechselhafte Großwetterlagen über dem Atlantik bilden können.
Da sich aktuell auch über den Azoren keine Entwicklung anzeigt die bspw. die Abschnürung einer Hochdruckzelle iniziieren würde ( kalbendes Azorenhoch ) haben wir einen weiteren Baustein für eher unbeständige, sehr unsichere bzw. kaum zu prognostizierende Großwetterlagen.
Momentan gilt, daß es weiter nach Norden eher stabil wird und weiter nach Süden instabil. Da aufgrund vorherrschender Troglagen zwar warme bis sehr warme Luftmassen advehiert werden, diese aber sehr feucht sind, scheint sich weitere Unbeständigkeit erstmal zu manifestieren.
Natürlich wird es dennoch Hitzelagen geben, stabile sommerliche Phasen, aber wie und wann diese auftreten werden ist angesichts der athmosphärischen Entwicklungen kaum zu prognostizieren. Sommer, die Blockierungslagen im nördlichen Bereich zeigen, neigen dazu, eher im späteren Verlauf stabiler zu werden, manchmal zieht sich das aber bis in den Spätsommer / Frühherbst.
Bei den Großwetterlagen vermute ich solche, die eher für Unbeständigkeit stehen, es dürften aber auch solche auftreten, die auch mal stabile Phasen bringen. Als da wären TrW, TrM, TM, SWz, WW, WS, NWz, BM, SWa.
Abweichungen 0° bis +1,5° zu 1991-2020, +0,5° bis 2° zu 1961-1990.
Druckabweichungen kaum zu prognostizieren, ich versuche es trotzdem :
(C)KURT HANSEN VIA NOAA
Quelle der Bilder & Plots :
https://www.ospo.noaa.gov/Products/ocean/sst/anomaly