Der zurückliegende Herbst wird mit einer Mitteltemperatur von +11,5° der zweitwärmste Herbst seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in D seit 1881. Die Abweichungen betragen +2,7° zur alten Referenzperiode 1961-1990 und +2,2° zur neuen Referenzperiode 1991-2020. Selbst der aktuelle Kälteeinbruch ändert nichts mehr an dieser Tatsache. Der weiter geltende Rekord des Herbst 2006 mit +12° Mitteltemperatur dürfte innerhalb der kommenden Jahre obsolet werden.
Mit 16 Tagen war die Großwetterlage Wz abermals die herausragende
Großwetterlage, wie schon im Sommer, dicht gefolgt von Wa an 12 Tagen und BM mit 10 Tagen. Zonale und gemischte Lagen waren mit insgesamt 60 Tagen dominierend, meridionale Lagen mit 26 Tagen deutlich unterrepräsentiert.
Und somit zeigt sich in der Verifikation meiner Prognose ein sehr gutes Ergebnis bezügl. Großwetterlagen
Daraus resultierend dürfte es hauptsächlich zu Gemischten, Zonalen und auch meridionalen Lagen kommen, allerdings mit Vorteil bei den Gemischten Lagen. Bei Meridionalen &Zonalen Lagen muss abgewartet werden wie sich die Hurrikan-Saison auf die Zirkulation auswirkt, denn ziehen außertropische Stürme Ri. Norden so iniziiert dies eher Meridionale Lagen. Bei den Großwetterlagen sind BM, HM, NWa, SWz, SWa, TrM,HNz, HNFz, HB, HFz,Nz, TrW, TB zu erwarten, ferner Wz, Wa und WW.
denn bis auf WW, die nicht auftrat, und Nz, TM, NWz und SEz, die ich nicht aufführte, traten alle vermuteten Großwetterlagen auf.
Bezügl. Abweichungen
Die
Abweichung zu 1961-1990 ( Klimareferenzperiode für Jahreszeiten )
dürfte +1° bis +2,5° betragen, zu 1991-2020 +0,5° bis +1,5°.
lag ich für 1961-1990 etwas zu niedrig und für 1991-2020 deutlich zu niedrig
Schlechtes Ergebnis hingegen bei den Druckabweichungen, das ging völlig daneben.
Prognose :
(C)KURT HANSEN VIA NOAA
Ergebnis :
(C)KURT HANSEN VIA NOAA
Nun zum kommenden Winter. Ich vermute, daß dieser etwas wechselhafter verlaufen könnte, zumindest lassen die aktuellen Entwicklungen und die Aussichten diesen Schluss zu.
ATLANTISCHE SITUATION
Seit dem Herbstbeginn präsentierte sich der NAO-Index negativ, mit einer kurzen positiven Phase im September. Aktuell dürfte der NAO-Index nach einer negativen Phase schnell wieder in den neutral-leicht positiven Bereich ansteigen, was für eher zonale und gemischte Wetterlagen steht:
(C)NOAA
Werfen wir nun desweiteren einen Blick auf die Abweichungen der Wassertemps, diese geben erste Hinweise bezügl. der Druckentwicklungen und möglicher Großwetterlagen :
(C)NOAA
Mehrere Umstände fallen auf. Zum einen teils sehr
warmes aber auch sehr kaltes Wasser vor der US-Ostküste, nördlich der Azoren sehr kaltes
Wasser, ansonsten dominieren im gesamten Nordatlantischen Bereichen
warme bis sehr warme Wassertemps, desweiteren herrschen nun El-Nino-Konditionen im Pazifischen Ozean ( laut den neuesten Prognosen könnte sich El-Nino bis zum Südhemisphärischen Herbst, also März/April, halten können) und sehr warmes Wasser
im Bereich rund um die Aleuten. Auffällig ist heuer kaltes Wasser vor der kanadisch-amerikanischen Pazifikküste und weiter südlich im zentralen Pazifik.
Heuer scheint
die Entwicklung rund um die Aleuten in einem etwas anderen Kontext zu stehen wie
vergangenes Jahr, als die Voraussetzungen für die Interaktion mit
dem Islandtief perfekt waren und sich in entsprechenden
Großwetterlagen ab Jan/Feb äußerte. In vergangenen Prognosen habe ich ja
schon
öfters darauf aufmerksam
gemacht. In La-Niña-Wintern ( 2022-2023 war ein La-Nina-Winter ) ist die
Intensität des Alëuten-Tiefs stark
reduziert. Über Nordamerika ist es verhältnismäßig kalt, weil der
Zustrom warmer Meeresluft von Westen fehlt, wodurch im Osten des
Kontinents der thermale Kontrast zum Atlantik erhöht und die Zyklogenese
angetrieben wird. Die Folge ist eine Intensivierung des Island-Tiefs,
das die nordatlantischen Stürme verstärkt, deren Bahnen sich weiter nach
Norden verschieben.
Die vergangenen Druckabweichungen präsentieren sich dort folgendermaßen :
(C)NOAA
Über den Aleuten hat sich Hochdruck etabliert, wieder eine entscheidende Schwächung des Aleuten-Tiefs, trotz der El-Nino-Phase, welche eher eine Stärkung des Aleuten-Tiefs hätte vermuten lassen. Über Grönland&Island ist der Druck erhöht, Ri Skandinavien stark niedrig. Im Bereich der Azoren findet sich eine starke Tiefdruckanomalie, diese verhinderte in den letzten Tagen die Bildung zonaler Wetterlagen. Zonale Wetterlagen, wie bspw. die klassische Westwindwetterlage Westlage zyklonal, haben sich durch die globale Erwärmung sowieso deutlich verändert. Sie haben nicht mehr die Durchschlagskraft vergangener Jahrzehnte, das übernehmen nun Großwetterlagen der Gemischten Zirkulation, die deutlich zugenommen haben.
Wie man
auf den zwei Druckkarten des Polarwirbels in 10hpa sieht hat die
aktuelle negative NAO-Phase nichts mit dem Polarwirbel zu
tun, denn dieser sitzt zwar nicht zentral über der Nördlichen Hemisphäre
aber leicht nördlich versetzt. Längerfristig soll er sich leicht südlich orientieren, auffallend ist der Umstand, daß er sich stark in Nord-Süd-Ausrichtung ausdehnen soll. Das könnte eventuell dazu führen daß über den Rocky-Mountains die Potential Vorticity des Jetstream stark zunimmt und die atlantische Tiefdrucktätigkeit anfacht.
NÖRDLICHE HEMISPHÄRE / POLARWIRBEL
Der Polarwirbel zeigt sich aktuell v.a. in den oberen Stockwerken gut strukturiert, die
Ozonkonzentration ist niedrig :
(C)NOAA
Beim genaueren Blick auf den Polarwirbel offenbart
sich, wie es zur aktuellen stark negativen NAO-Phase und der Bildung der Wetterlagen Nz und TM in den letzten 7 Tagen gekommen ist. Der Polarwirbel ist
"gestreched", in die Länge gezogen und weit nördlich ellipsenförmig
platziert mit einem "Arm" über Nordost-Russland und dem nördlichen Skandinavien :
(C)STRATOBSERVE
Längerfristig soll sich der Polarwirbel allerdings deutlich normalisieren, sich dabei etwas elipsenförmig ausbilden, was sich in nordwestlich&westlich/südwestlichen Wetterlagen äußern könnte:
(C)STRATOBSERVE
Diese Entwicklung wäre laut aktuellen Studien (
u.a. Judah Cohen 2022 ) logisch, nach denen sich der Polarwirbel nach
einem "Stretching" etwas stärker präsentiert und den Jetstream dahingehend beeinflusst daß er, wie oben erwähnt, die atlantische Tiefdrucktätigkeit anfacht. Das heißt aber nicht, daß der Polarwirbel auf längere Sicht gesehen "unangreifbar" für Wärmeflüsse aus der Stratos/Troposphäre bleibt, dies könnte sich eventuell im Hoch/Spätwinter in einem SSW äußern.
Es sei nochmals wie oft in den vergangenen Winterprognosen erwähnt, zwar kühlt sich die Athmosphäre des Polarwirbel einerseits durch den verstärkten Eintrag von Aerosolen ab, andererseits sorgt die Zunahme des Klimaschädlichen CO2 dafür, daß der Polarwirbel in seiner Gesamtstruktur schwächer bzw. anfälliger wird für starke Warmluftadvektion und dadurch Umkehrung der Windverhältnisse.
Kommen wir zur QBO, der "Quasi binären zweijährigen Schwingung", dies ist vereinfacht
gesagt eine periodisch athmosphärische Welle des zonalen Winds in der
äquatorialen Stratosphäre der Erde.
In der Westphase wird die zonale Zirkulation gestärkt, in der Ostphase geschwächt.
Aktuell befindet sich diese Schwingung tatsächlich im Ostmodus:
(C)NASA
Man sieht aber daß sichnicht nur die "unteren Stockwerke" im positiven Modus befinden, sondern auch weiter oben auf 10hpa, also der Polarwirbel.
Bei den Temps und dem zonalen Wind schaut es aktuell so aus :
(C)ECMWF
(C)CPD/JMA
(C)STRATOBSERVE
Der zonale Wind zeigt deutlich positive Werte, die Temps des
Polarwirbel in 10hpa sind
aktuell recht kalt, sollen auf längere Sicht gesehen etwas ansteigen, bleiben aber im deutlich positiven Bereich.
Eine länger anhaltende Störung des Polarwirbel durch ein SSW erscheint aufgrund der Prognosen aktuell nicht sehr wahrscheinlich, zu einem späteren Zeitpunkt aber durchaus möglich. Am ehesten ist der Zeitraum mitte Februar bis Anfang März prädestiniert für ein SSW, denn das ist der Zeitpunkt in dem sich der Polarwirbel Jahreszeitlich bedingt sowieso stark erwärmt und somit immer anfälliger für starke Wärmeadvektion wird.
Dann kommt es aber darauf an ob es eine Kupplung zwischen Stratos-und Troposphäre gibt, der Polarwirbel gesplittet wird oder nicht, ob es "nur" ein Displacement gibt und v.a. wo das ganze stattfindet. Um es mit einem der Stratosphärenspezialisten, Dr. Simon Lee vom MET OFFICE in England, zu sagen :
"Auch wenn es zu einer großen Stratosphärenerwärmung kommt heißt das noch lange nicht daß man 2 Wochen später in großer Kälte am Schnee schippen ist. Dazu ist dieser Vorgang zu kompex und jede Erwärmung auf ihre Weise einzigartig und kaum zu prognostizieren in ihrem weiteren Verlauf".
POLARFRONTJETSTREAM & EURASIEN
Der Polarfrontjetstream zeigt sich gut strukturiert
(C)METEOCIEL
(C)WETTERZENTRALE
Kommen wir zur Eurasischen Schneebedeckung und der Vergleich zu 2022.
(C)NOAA
Aktuell zeigt sich die Schneebedeckung wieder deutlich
radialsymetrisch ( also entlang der Längengrade ) und somit eher zonalen
Wetterlagen zuträglich. Die Radialsymetrie fällt stärker aus als 2022.
Und es zeigt sich daß die Schneebedeckung im Ural, besonders im südlichen Abschnitt, wie schon 2022 deutlich abgeschwächt ist bzw. fast gar nicht vorhanden ist. Dies würde ein Hochdruck-Blocking Ural-Karasee-Barentssee sehr schwer machen, welches ebenfalls durch Dissipation von Schwerewellen in die Troposphäre den Polarwirbel schwächen könnte.
Es bleibt abschließend zu konstantieren daß weder die Entwicklung
über den Aleuten noch die Entwicklung im Ural dazu führen wird daß hier
Blockings stattfinden die den Polarwirbel schon früh außer Takt bringen könnten. Der
Polarwirbel soll sich elipsenförmig anordnen und die NAO tendiert eher zu nutral-positiv, so
daß mildere, wechselhafte Abschnitte die Oberhand behalten könnten, falls sich die NAO
nicht doch in Ri. Jan/Feb 2023 wieder in den negativen Modus entwickelt
und mehr meridionale Wetterlagen zum tragen kommen. Die Prognosen aller
verfügbaren Modelle zeigen an, daß der Polarwirbel auf längere Sicht bis
nach unten hin gestärkt wird und daher eher zonale / gemischte
Wetterlagen begünstigt werden. Ob dies so kommt kann ich zum
gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu 100% sagen, die Wahrscheinlichkeit ist
aber relativ groß.
Bei den Wetterlagen dürften folgende Lagen auftreten; meridionale Wetterlagen wie bspw. u.a. TrM, TrW, TM,HB, TB, desweiteren HNa, HNz, HNFa, HNFz, Na, Nz oder SEz. Bei zonalen und gemischten Wetterlagen die "üblichen Verdächtigen" wie NWz / NWa, BM, HM, SWz, SWa, Wz,Wa,WS.
Die Druckabweichungen vermute ich wie folgt :
(C)KURT HANSEN VIA NOAA
http://squall.sfsu.edu/crws/archive/jet_nh_arch.html
http://es-ee.tor.ec.gc.ca/e/ozone/Curr_map.htm
https://ds.data.jma.go.jp/tcc/tcc/products/clisys/STRAT/