Wie immer, bevor die kommende Jahreszeit besprochen wird, ein kurzer Rückblick auf den vergangenen Sommer, der mit einer Abweichung von ca. 2,1° zu den wärmsten der vergangenen 10 Jahre gehören wird, auch wenn der Wettercharakter in einigen Regionen ein anderes Bild zeichnete.
Die Druckabweichungen hatte ich im Frühjahr folgendermaßen versucht darzustellen :
(C) NOAA
Das Ergebnis schaut allerdings folgendermaßen aus
(C)NOAA
und kann nur als mittelmäßig bezeichnet werden, die ein oder andere Grundstruktur stimmt zwar, jedoch fällt auf daß ich eine wesentlich stärkere Tiefdruckanomalie im Atlantik im Bereich Britische Inseln vermutet hatte.
Ansonsten ist die Prognose durchaus gelungen, bei den Großwetterlagen und dem Verlauf des Sommers hatte ich folgendes vermutet :
Ein weiterer wichtiger Punkt wäre die Luftdruckentwicklung ausgehend von der letzten Juni - Dekade bis zum Ende der letzten Juli - Dekade. Verläuft diese Jahreszeitlich gesehen unterdurchschnittlich, so ist leider davon auszugehen daß dann die "Siebenschläferregel" greift. Es ist nicht der einzelne Tag an sich, der hier zu beachten ist, sondern nach Franz Baur ( Vater der Langfristprognosen ) der von mir angesprochene Zeitraum. Sind die Luftdruckwerte unterdurchschnittlich, so ist von einem komplett "durchwachsenen" Sommer auszugehen.
Bei den Großwetterlagen des Sommers dürften Gemischte Lagen und Meridionale Lagen überwiegen, zu nennen wären u.a. Brücke Mitteleuropa ( BM ), Hoch Britische Inseln ( HB ), Hoch Nordmeer-Island antizyklonal ( HNa ) Nordwestlage antiztyklonal ( NWa ) und kurzzeitig Hoch Mitteleuropa ( HM ). Meridionale Trog & Tiefdrucklagen ( TrW, TrM, TB, TM ) dürften aber wie oben erwähnt ebenso häufig auftreten wie südlich/südöstlich orientierte Lagen ( SEa, SEz ), gemischte kühle Lagen ( bspw. NWz ), spielen auch eine Rolle weil sie für die typischen Einbrüche in einem Mitteleuropäischen Sommer stehen. Zonale Lagen wird es auch geben, wahrscheinlich schafft es die zonale GWL Westlage antizyklonal ( Wa ) sich durchzusetzen, die zyklonale Westlage ( Wz ) dürfte es ebenfalls schaffen eine größere Rolle zu spielen, evtl. könnte diese aber im späteren Verlauf des Sommers der Wegbereiter für eine ausgeprägte und recht durchgreifende Hoch / Spätsommer - Hitzewelle ( dann hervorgerufen durch die GWL SWa / SWz / HM ) sein.
Bei den Großwetterlagen waren tatsächlich Gemischte und Meridionale Lagen im Vorteil, auch die Typen der Großwetterlagen wurden richtig erkannt, und das wiederholte auftreten von zonalen Lagen "öffnete" einer - besonders im Norden, hier wurden Rekorde bei den Hitzetagen gebrochen! - recht durchgreifenden Hitzewelle die Türen.
Gesamt gesehen war der Sommer 2020 ein klassischer Siebenschläfer, am stärksten im Süden zu bemerken ( Niederschläge! ) und mit fortlaufender Abschwächung über die Mitte ausgehend, im Nordne hat man vom Siebenschläfer dagegen wenig mitbekommen.
Kommen wir nun zum folgenden Herbst.
Jahreszeitlich bedingt kommt es besonders ab Ende September zu immer mehr Kaltluftausbrüchen via Nördliche Hemisphäre, dann beginnt die Polarnacht. Das aufeinandertreffen dieser Kaltluft auf das sehr warme Wasser im arktischen Bereich und des Nordatlantik würde normalerweise viel Tiefdruck zur Folge haben - Nota Bene : Starke Gegensätze sind Tiefdruckfördernd, schwache Gegensätze Hochdruckfördernd - allerdings muss man anmerken daß durch den anthropogen forcierten Klimawandel die Lufttemperaturen der Arktis ebenfalls stark angestiegen sind. somit verringern sich die Gegensätze und Tiefdruck hat es dadurch schwerer sich zu bilden.
Blick auf die Anomalien der Wassertemperaturen :
(C)TROPICAL TIDBITS
Im Vergleich mit den Wassertemps zu Beginn des Sommers ( siehe meine damalige Prognose ) hat sich das Wasser bspw.nördlich der Azoren nicht sonderlich stark abgekühlt, westlich davon findet man allerdings deutlich wärmeres Wasser, noch weiter nördlich ebenso sehr warmes Wasser welches sich durch die Labradorsee bis in die Davis-Straße zieht. Die Kaltluftausbrüche via NH werden dafür sorgen, daß nun weitere Kaltluft in den mittleren Atlantik befördert wird ( aufgrund der Drehrichtung der Tiefdruckgebiete links herum ) . Da sich aber südlich der Azoren auch sehr warmes Wasser befindet, dürfte sich Hochdruck evtl. etwas mehr nach Süden ausdehnen, eine Südwestliche Strömung wäre zunächst die Folge. Gen Norden wird sich das Azorenhoch nicht aufsteilen und eine Blockade herbei führen können, dies wird durch das kältere Wasser verhindert.
Eine Konzentrierung des Hochdrucks südlich der Azoren zeigt auch der Plot der vergangenen 2 Wochen
(C) NOAA
Ebenso ist eine starke Tiefdruckanomalie im Bereich Neufundland / Mittlerer Atlantik / Britische Inseln zu erkennen, desweiteren nördlich von Skandinavien und im südöstlichen Bereich von Russland, zonale Lagen dürften sich immer wieder bilden, dazu unten mehr. Bezeichnend dafür der NAO-Index, der in der vergangenen Zeit ( außer Juli und wie erwähnt aktuell ) immer leicht positiv verlief :
(C) NOAA
Wahrscheinlich wird ein Teil des Frühherbst von wiederholten Vorstößen des Azorenhochkeils und entsprechender Advehierung subtropischer Luftmassen dominiert, das kann auch im Oktober noch milde bis warme Lagen ermöglichen, Stichwort "Altweibersommer".
Heuer scheint sich eine sehr starke atlantische Hurrikan-Saison zu entwickeln, wird ein Ex-Hurrikan / Tropischer Sturm als Tiefdruckgebiet in die Westwindzirkulation eingebunden, ist eher wechselhaftes Wetter zu erwarten. Wird eine eher Südlich / Südwestliche Zugbahn eingeschlagen, dann werden warme bis sehr warme subtropische Luftmassen advehiert und ein Azorenhochkeil unterstützt. Das wäre, wie zonale Lagen im Hochsommer, ein sog. "Türöffner" für sehr warmes aber eher unbeständiges Wetter, verursacht bspw. durch die GWL SWz.
Zwar steht eine starke Hurrikan-Saison nicht dafür, Gemischte und zonale Lagen zu begünstigen, man muss aber den anthropogen verstärkten Klimawandel beachten, denn die stetige und starke Erwärmung v.a. auf der Nördlichen Hemisphäre scheint dafür verantwortlich zu sein, daß sich heuer die Frontalzone eher gen Mitteleuropa bzw. südlicher als üblich orientiert. Und aufgrund dieses Umstands kann es nun möglich sein, daß Ex-Hurrikane dennoch als Tiefdruckgebiete in die Westwindzirkulation eingebunden werden, siehe oben. "Normalerweise" sorgt eine schwache atlantische Hurrikansaison dafür, daß die Stürme auf den offenen Atlantik umgeleitet werden und entsprechendes Wetter in Europa iniziieren. Die recht weit südlich orientierte Frontalzone ist hier gut zu erkennen
(C)NOAA
Gut zu erkennen ist auch die Mäandrierung der Frontalzone im subtropischen Bereich südlich der Azoren, das ist m.M.n. ein Anzeichen dafür, daß der Frühherbst über weite Strecken von Gemischten und Zonalen Lagen dominiert wird.
Blicken wir nun auf die Abweichungen der Luft-Temps auf der NH des vergangenen Sommer, man erkennt leicht positive Abweichungen hauptsächlich zwischen Grönland und Kanada, besonders an der Ostküste der Davis-Straße war es bspw. 2019 wesentlich wärmer im Sommer als im zurückliegenden
(C) NOAA
und dieser Umstand führte wahrscheinlich zu einer eher abgeschwächten Schmelzrate der NH inkl. Grönland, allerdings sind aktuell noch keine Graphen dazu vorhanden, diese reiche ich evtl. in einem Zusatzkommentar nach.
Eine eher abgeschwächte Schmelzrate des Schnees würde etwas weniger Süßwassereintrag in den Labrador-bzw. Neufundlandstrom bedeuten, dadurch etwas bessere Voraussetzungen für Tiefdruckbildung im Bereich Neunfundland, der Geburtststätte der Atlantischen Tiefs. Tiefdruckbildung vermute ich desweiteren resultierend aus Ex-Hurrikans die wie oben beschrieben in die Westwind-Zirkulation eingebunden werden.
Dies spiegelt sich auch im Jetstream dar, der Polarfront-Jetstream hat sich gut ausbilden können und ist über Nordamerika südlich versetzt
(C) CALIFORNIA REGIONAL WEATHER SERVER
Mit folgenden Druckabweichungen könnte im Herbst zu rechnen sein :
(C) NOAA
FAZIT :
Der Herbst dürfte anfangs weiter leicht wechselhaft verlaufen, es ist aber später davon auszugehen daß die starke Atlantische Hurrikan-Saison für häufigere Tiefdruckbildung sorgt - auch wenn dies im Wiederspruch zur bisher gängigen Meinung steht! - und diese Tiefdruckgebiete aufgrund der dann eher stärker ausgeprägten Gegensätze der Luft & Wassertemps recht aktiv daherkommen. Meridionale Wetterlagen sehe ich leicht unterrepräsentiert, Gemischte und Zonale Wetterlagen dürften die Hauptrolle spielen, physikalisch gar nicht anders möglich aufgrund der oben genannten Umstände. Es sei aber erwähnt daß Jahreszeitlich bedingt auch kühle bis kalte Lagen im Oktober und November möglich sind. Bei den GWL im Gemischten und Zonalen Bereich für den Herbst ist verstärkt mit BM, WW, Wa,WZ, SWa/z zu rechnen, für wechselhafteres kühleres Wetter dürftem die GWL NWz und Nz stehen, desweiteren sind Tiefdruck-und Troglagen zu vermuten wie bspw. TB, TrM, TrW, es gibt aber bei den Meridionalen Lagen auch solche, die im Herbst trocken-warmes Wetter iniziieren wie bspw. Sa und SEa.
Der Vollständigkeit halber noch die Temp-Abweichung des Herbst bei der ich +1,5° bis +2,5° vermute.