Dennoch ein gutes Ergebnis bei den vermuteten Druckabweichungen, hier die Prognose
und hier das Ergebnis
(C)NOAA
auf dem man sehr gut sieht daß der erwartete Schwenk hin zu etwas mehr Zonalität ausblieb.
Dieser Schwenk ist aktuell allerdings vollzogen, der Dezember startet westlastig, die beherrschenden Großwetterlagen und auch die klimatischen Strukturen werden sich deutlich umstellen, die meridionale Dominanz ist gebrochen und wird in diesem Winter nicht mehr präsent sein.
ATLANTISCHE SITUATION
Wie schon in der Herbstprognose erwähnt war der NAO-Index in diesem Jahr fast durchweg sehr hoch. Im November fiel er in den negativen Bereich aufgrund der meridionalen Struktur der Großwetterlagen, nun aber ist ein deutlicher Anstieg des Index zu erkennen
(C)NOAA
Dies wird durch die Abweichungen der Wassertemps ermöglicht welche sich folgendermaßen darstellen :
(C)NOAA
Das zusammentreffen von kalten Wasser im Grönländisch-Isländisch-Kanadischen Bereich in der Davis-Straße und vor Neufundland mit warmen Wasser aus dem mittleren und südlichen Atlantik plus relativ kalte Luft aus der NH und warmer Luft aus dem subtropischen Bereich sorgt für große Gegensätze und die Bildung von vielen Tiefs, die dann via West in die für Europa verantwortliche Wetterzirkulation eingebunden werden.
Auch im Nordmeer sind große Gegensätze vorhanden. Hier sorgt warmes Wasser plus relativ kalte Luft aus der NH für tiefes Geopotential, ein starkes Polarhoch wird sich so nicht bilden können.
Sollte die Frontalzone wie aktuell etwas weiter südlich orientiert bleiben, so wäre zumindest in den Mittelgebirgen bei Durchzug der Tiefdruckgebiete Schnee möglich.
Abschließend ist festzustellen daß sich rund um die Azoren sowohl kühleres als auch wärmeres Wasser befindet. Im Zusammenspiel mit kühleren Luftmassen aus Nord und wärmeren aus Süd dürften sich hier keine großen Gegensätze aufbauen, was für ein normal ausgeprägtes Azorenhoch spricht.
NÖRDLICHE HEMISPHÄRE / POLARWIRBEL
Der Polarwirbel zeigt sich aktuell gut strukturiert, die Ozonkonzentration ist mittel bis niedrig
und scheint in der kommenden Zeit abzunehmen
was sich auch in den Abweichungen zeigt, diese sind negativ, also findet Ozonzerstörung statt, was für eine sich abkühlende Athmosphäre steht
(C)Canada Environment
Allerdings muss ich anmerken daß dieses Szenario auch im vergangenen Winter gegeben war. Jedoch kam es im Februar 2018 zu einer starken plötzlichen Stratosphärenerwärmung, die die Zirkulation nachhaltig, nämlich bis Ende März, auf winterliche Verhältnisse umstellte.
Zwei Ursachen sind hierfür verantwortlich. Zum einen der anthropogen forcierte Klimawandel. Zwar kühlt sich die Athmosphäre des Polarwirbel einerseits durch den verstärkten Eintrag von Aerosolen ab, andererseits sorgt die Zunahme des Klimaschädlichen CO2 dafür, daß der Polarwirbel in seiner Gesamtstruktur schwächer bzw. anfälliger wird für starke Warmluftadvektion und dadurch Umkehrung der Windverhältnisse.
Zweitens befand sich die Athmosphäre im Februar 2018 in der Ostwindphase der „Quasi binären zweijährigen Schwingung“, dies ist vereinfacht gesagt eine periodisch athmosphärische Welle des zonalen Winds in der äquatorialen Stratosphäre der Erde.
In der Westphase wird die zonale Zirkulation gestärkt, in der Ostphase geschwächt.
Aktuell scheint sich diese Schwingung von Ost auf West umzustellen, der Wert für Oktober war nur noch leicht negativ. Mit dem Eintritt in die Westwindphase dürfte es daher zu keiner plötzlichen Stratosphärenerwärmung im aktuellen Winter kommen. Kleine Erwärmungen, sogenannte „Minor Warmings“, werden dagegen auftreten, sie kommen jeden Winter vor. Sie sind aber nicht in der Lage, die Windverhältnisse zu ändern, können aber für kurzzeitige Kaltlufteinbrüche sorgen.
POLARFRONTJETSTREAM & EURASIEN
Der Polarfrontjetstream zeigt sich hervorragend und stark strukturiert
(C)California Weather Server
Damit steht der Kaltluftadvektion aus dem Sibirischen Raum via Polarfrontjetstream in R. Nordpazifisches Beringmeer und damit auch den Aleuten nichts im Wege, was die dortige, schon jetzt sehr starke Tiefdruckentwicklung noch weiter stärken würde und entsprechende Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des Polarfrontjetstream hätte. Schon seit einigen Jahren wird auf die Wechselwirkung des Aleutentief zum Islandtief hingewiesen.
Daß das Aleutentief heuer so stark ist hängt mit Rekordwerten der dortigen Wassertemps ( Nordpazifik ) zusammen
(C)NOAA
die Abweichungen waren die höchsten, die bisher im Oktober dort gemessen wurden, dazu ein Diagramm ( aus der Wetterzentrale des Users „Random Weather“ )
(C)Wetterzentrale / Random Weather
Um nochmal auf den Jetstream zurückzukommen, das stärkste Kaltluftpotential befindet sich derzeit weit östlich im Sibirischen Raum, gut zu sehen auf den gemittelten Karten der NH von EZ und GFS
(C)Wetterzentrale
Und da der Jetstream, wie oben zu sehen, überall in recht geordneten Bahnen verläuft dürfte oben beschriebene Entwicklung weiter verstärken.
Was ebenfalls zu sehen ist : An der Ostküste der USA und Kanada befindet sich relativ viel Kaltluftpotential. Dieser Umstand sorgt dafür, daß die Tiefdruckproduktion vor Neufundland weiter angetrieben wird.
Kommen wir zur Eurasischen Schneebedeckung. Diese zeigt ein verändertes Bild im Gegensatz zu 2017
(C)NOAA
denn 2017 war die Schneefläche sowohl radialsymetrisch ( entlang der Längengrade von Ost nach West) als auch exzentrisch ( entlang der Breitengrade von Nord nach Süd ) ausgedehnt, was sowohl Zonale als auch Meridionale Großwetterlagen begünstigte. Heuer ist aber eher die radialsymetrische Ausdehnung im Vorteil. was zur verstärkten Entwicklung zonaler Großwetterlagen führen dürfte.
Dazu passt, daß der November 2018 in Westrussland recht kalt verlief, also eine relativ frühe Einwinterung stattfand. Dieser Umstand sorgt dafür, daß der zonale Index erhöht wird.
Die aktuelle Kaltluftverteilung zeigt, daß sich an der Situation in Westrussland erstmal wenig ändert :
(C) Karsten Haustein
Abschließend bleibt zu sagen daß Mitteleuropa einem Winter entgegen geht, der hauptsächlich von gemischten und zonalen Großwetterlagen dominiert sein wird, zu nennen wären u.a. Westlage zyklonal, Südwestlage zyklonal, Nordwestlage zyklonal. Selbstverständlich wird es auch kältere und kalte, winterliche Abschnitte geben, sie gehören dazu und kommen in jedem Winter vor, sei er auch noch so mild. Aber, sie werden nie von längerer Dauer sein, vielleicht am ehesten im Hochwinter ab mitte Januar bzw. 2te und 3te Januar-Dekade und 1te Februar-Dekade. Dies ist klimatologisch gesehen die kälteste Zeit des Winters und dazu prädestiniert, mal einen längeren kalten Abschnitt zu liefern. Kältere Abschnitte dürften sich aus Trogentwicklungen und Rückseiten von durchziehenden Tiefdruckgebieten ergeben. Der Dezember dürfte noch etwas von der vorangegangenen meridionalen Dominanz profitieren, wenn auch nur mit kurzen Abschnitten.
Die Druckabweichungen dürften sich wie folgt darstellen :
(C)NOAA
Es ist daher mit einer Abweichung von +1° bis +2,5° zur International gültigen Klimareferenz-Periode 1961 – 1990 zu rechnen.
Quellen der Bilder :
www.wetterzentrale.de
http://squall.sfsu.edu/crws/archive/jet_nh_arch.html
http://es-ee.tor.ec.gc.ca/e/ozone/Curr_map.htm
http://www.karstenhaustein.com/climate
http://www.climate4you.com/SnowCover.htm