Aktuelle Meldung auf orf.at, abgerufen am 23.09.2018, 15.25 MESZ
Sturmwarnung für die Nacht
Für die Nacht auf Montag werden orkanartige Sturmböen mit 80 bis 100 km/h für ganz Österreich erwartet. […]
- Beaufort 9: Sturm (75 bis 88 km/h)
- Beaufort 10: schwerer Sturm (89 bis 102 km/h)
- Beaufort 11: orkanartiger Sturm (103 bis 117 km/h)
Korrekt müsste die ORF-Zeile also lauten: „werden teils schwere Sturmböen für ganz Österreich erwartet“, weil 100 km/h noch nicht orkanartiger Sturm implizieren.
Deutsche in Österreich bzw. deutsche Touristen sind eventuell irritiert, weil das von den Windgeschwindigkeiten her nicht zusammenpasst. Tatsächlich ist die Beaufortskala in österreichischen Wettervorhersagen nahezu nicht in Verwendung, sondern stattdessen stark subjektiv gefärbte Windangaben wie „lebhaft“ und „kräftig“.
Folglich decken jene Adjektive, die sonst in der Beaufortskala vorkommen, wie „mäßig“ (Bft 4, 20-28 km/h), „stark“ (Bft 6, 39-49 km/h), „stürmisch“ (Bft 8, 62-74 km/h) sowie „Sturm“ (Bft 9, 75-88 km/h), orkanartig (Bft 11, 103-117 km/h) und Orkan (Bft 12, ab 118 km/h) viel weiter gefasste Windgeschwindigkeitsbereiche ab als in der Beaufortskala definiert.
Als Grund mag man einwenden, dass die Beaufortskala ursprünglich für die See entwickelt wurde und dass in Deutschland über viel größere Flächen einheitliche Windgeschwindigkeiten herrschen als im alpin zergliederten Österreich.
So sind Unterkärnten, die südöstliche Steiermark und das Südburgenland österreichweit klimatologisch den schwächsten Wind zu bieten. 40-50km/h („stark“) werden dort schon als stürmisch empfunden. Im Wiener Becken sind 50-60 km/h („steif“) bei Südostwind (Südföhnlage) lebhaft, 70-80km/h („Sturm“) bei Nordwest übern Wienerwald stürmisch. Ähnliche Differenzen zwischen Wahrnehmung und Beaufort-Definition findet man auch in anderen Regionen. Weil es keine offiziellen Schwellenwerte gibt, hängt es auch noch vom Vorhersager ab, welches Adjektiv zum Einsatz kommt.
Wie Schon Karl Farkas (1893-1971), österreichischer Kabarettist, zu sagen pflegte:
Was Österreicher von Deutschen trennt, ist die gleiche Sprache.