Nach langer Zeit wieder ein vorbildlicher Artikel über Wetter & Klima, aber hier merkt man die langjährige Erfahrung und Expertise des Journalisten, der u.a. Physik studiert hat. Der Artikel beginnt mit dem Waldbrand in Brandenburg, der sich als Folge der langen Trockenheit und hohen Temperaturen in diesem Sommer rasant ausbreiten konnte. Er leitet über zur dramatischen Eisschmelze im Norden Grönlands, dessen Meereis lange Zeit als unverwüstlich galt und nun schon zwei Mal dieses Jahr geschmolzen ist. Er weist auf den selbstverstärkenden Effekt der Eisschmelze, weil die freiwerdenden dunklen Meeresoberflächen mehr Wärme absorbieren als die Eisflächen. Weiter geht es mit den sich verringernden Temperaturgegensätzen zwischen Arktis und gemäßigten Breiten, welche den Jetstream antreiben, der sich dadurch abschwächt und zunehmend ortsfeste Wetterlagen bewirkt, heuer die vielen beständigen Hochdrucklagen über Mitteleuropa. [Anm.: in den vergangenen Sommern wochenlang Tiefdruckeinfluss mit den großflächigen Überschwemmungen 2013 und 2016 (Simbach am Inn, Dortmund), aber auch die letzten von beständigem Tiefdruckeinfluss geprägten Winter, infolge nächtlicher Bewölkung kaum strenge Fröste.] Der Artikel beschließt mit der Mahnung, den menschlichen Beitrag zum Kohlendioxid nicht zu leugnen und nicht zu ignorieren und verkündet eine weitere Hiobsbotschaft, nämlich, dass die Freisetzung von Methangas aus auftauenden Permafrostböden weit stärker ist als bisher bekannt war. Methan ist ein viel effektiveres Treibhausgas als Kohlendioxid. Ein weiterer selbstverstärkender Effekt der Klimaerwärmung.
Inhaltlich gibt es von mir nichts zu beanstanden, die Jetstream-Erklärung ist korrekt und wissenschaftlich untermauert. Keine Panikmache, aber angebrachter Alarmismus. Bitte weiter so, Herr Illinger.
Quelle: Süddeutsche Zeitung, Wochenendausgabe vom 25. und 26. August 2018 (Nr. 195), Titelseite.