phänologie: frühe weinreben

Die Vegetationsentwicklung legte heuer zunächst einen Frühstart hin: Um die Monatswende Jänner/Februar blühte zum Verdruss der Pollenallergiker bereits verbreitet die Hasel, in den Gärten zeigten sich die ersten Schneeglöckchen und Krokusse. Dieser Vorfrühlingszustand wurde dann über zwei Monate hinweg quasi eingefroren, erst mit dem rekordwarmen April ging es dann explosionsartig rasch mit dem Grünen und Blühen.

Rückstand rasch aufgeholt

So ist zurzeit in der Pflanzenwelt ein Vorsprung von gut zwei Wochen  zu  beobachten. Für die  namengebende Kulturpflanze des Weinviertels verlief der Frühling günstiger als in den beiden Vorjahren, weil die große Wärme nicht ganz so früh eintraf, dafür länger durchhielt und Frost somit im April kein Thema mehr war.

Günstiger Verlauf

Ganz gebannt ist die Frostgefahr noch nicht (man erinnere sich an den 18. Mai 2012, als der Frost vor allem die Triebspitzen der Nadelbäume vernichtete und sie somit für die vorgesehene Verwendung als Christbäume wertlos machte!) Allerdings lässt trotz deutlicher Abkühlung die feuchte Luft auch in den kommenden Tagen wohl keinen Frost mehr zu.

Früher als früher

Verbreitet blühen jetzt die Weinstöcke, im Mittel der letzten 30 Jahre ist das Ende Mai/Anfang Juni der Fall. An besonders geschützten, wärme- begünstigen Stellen sind nun (Mitte Mai) sogar schon Ansätze der Beeren zu sehen! Vor 1988 war fast immer erst der Juni der Monat der Rebenblüte, manchmal erst gegen Ende. Die Blütezeit bestimmt zusammen mit den Sommertemperaturen den Reifezeitpunkt, somit verschiebt sich das Datum der Weinlese tendenziell nach vorne bzw. der Reifegrad erhöht sich.

Nie zu heiß?

Was bedeutet das für den Wein? Auf jeden Fall mehr Mostgewicht, was normalerweise als das Qualitätsmerkmal schlechthin gilt. „Einer Reb‘ und einer Geiß wird’s im Sommer nie zu heiß“ behauptet eine Bauernweisheit. Mussten die Winzer zur Reifevollendung früher auf einen „goldenen Oktober“ hoffen, konnte in den letzten Jahren oft bereits der September diese Rolle übernehmen, und der hat bereits im Normalfall wesentlich mehr Sonne und Wärme zu bieten. Bei den im Weinviertel vorherrschenden Weißweinen wird es manchen aber allmählich zuviel mit Süße und Alkohol. Wenn es mit den warmen Frühjahren und Sommern so weitergeht, gäbe es noch die Möglichkeit, den Weinbau in höhere Lagen (also mehr in Richtung Waldviertel) auszudehnen. Aber vielleicht gibt es heuer ausnahmsweise keinen Hitzesommer. Auch nicht zu langes Warten mit der Lese kann dazu beitragen, dem Grünen Veltliner sein berühmtes „Pfefferl“ zu erhalten.

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