Herbst 2023

Der vergangene Sommer wird mit einer Durchschnittstemperatur von 18,6°C Platz 5 in der Reihe der wärmsten Sommer seit Beginn permanenter Temperaturaufzeichnungen belegen. Daß viele Menschen diesen Sommer aufgrund der mehrwöchigen wechselhaften Phase eher als "kühl" empfanden zeigt, wie sehr sich die Befindlichkeiten verschoben haben bzw. wie sehr sich viele schon an das neue "Normal" gewöhnt haben, das gleiche konnte man schon im Frühjahr beobachten!

Mit 20 Tagen war die Großwetterlage Wz DIE herausragende Großwetterlage dieses Sommers, das ist beeindruckend, und es zeigt, daß das mitteleuropäische Klima, trotz aller Veränderungen durch die Klimakatastrophe, immer noch in der Lage ist, die berühmt-berüchtigte Wechselhaftigkeit vergangener Jahrzehnte zu generieren. Mitteleuropa liegt nunmal nicht am Mittelmeer.

Und somit zeigt sich in der Verifikation meiner Prognose ein eher mäßiges Ergebnis. Bezügl. Großwetterlagen

Bei den Großwetterlagen vermute ich u.a. NWa, Wa, SWa, BM, NWz, Wz, SWz, Troglagen und evtl. nördliche Lagen, zu nennen wären HNa, HB, NEa, HFa und HNz.

traten die von mir vermuteten NEa, HNz und BM überhaupt nicht auf, die übrigen wurden richtig erkannt, allerdings hätte ich nicht gedacht daß sich Wz als dominierende Großwetterlage präsentiert.

Bezügl. Abweichungen

Die Abweichung zur Referenzperiode 1991-2020 dürfte sich zwischen 0,5° und 1,5° bewegen, zur Referenzperiode 1961-1990 zwischen 1,5° und 2,5°

habe ich diesesmal in beiden Fällen richtig vermutet, zu 1961-1990 beträgt die Abweichung +2,24K, zu 1991-2020 +0,95K.

Mäßiges Ergebnis bei den Druckabweichungen, die wechselhafte Phase hatte ich nicht in dieser Persistenz vermutet, von daher war klar daß die Druckabweichungen nicht richtig dargestellt werden konnten.

Prognose : 


Ergebnis : 


(C)NOAA

Die Unterschiede sind deutlich zu erkennen, mit meiner Prognose hätte der Sommer nicht diese persistente Wechselhaftigkeit gezeigt.

Nun zum Herbst. Es wird immer schwieriger, die Übergangsjahreszeiten zu prognostizieren. Das liegt v.a. an der Tatsache, daß sich die Weltmeere durch die Klimakatastrophe immer stärker aufheizen und scheinbar weit entfernte Wetterphänomene wie ENSO ( El Nino, La Nina ) nun doch immer mehr Einfluß auf unser Wetter nehmen, wenngleich der Atlantik weiter für uns bestimmend ist. Aber, auch Atlantik, die arktischen Meere und das Mittelmeer, zeigen immer höhere Abweichungen, aktuell ist der Atlantik um bis zu 4°C zu warm, und die hohen Abweichungen reichen bis weit nach Süden, dieser Umstand war 2022 nicht gegeben. Siehe Grafik :


(C)NOAA

 

Auffällig sind die fast durchweg hohen Wassertemps in den für Europa relevanten Gebieten. Tropischer, mittlerer, nördlicher Atlantik, Davis-Straße&Baffin-Bay ( Grönland ), alle weisen sehr hohe positive Abweichungen auf, wieder höher als vergangenes Jahr. Auch rund um die Kanaren und den Azoren finden sich hohe Abweichungen. 

Ob nun die später bevorstehenden Kaltluftausbrüche via NH dafür sorgen werden daß dann Kaltluft in den mittleren Atlantik befördert wird ( aufgrund der Drehrichtung der Tiefdruckgebiete links herum ) und eine durchgreifende Zirkulationsänderung in Gang bringen, bleibt abzuwarten, eher ist zu vermuten daß der September aufgrund der hohen Anomalie des Geopotentials über weite Strecken spätsommerlich verläuft, und so lauten ja auch die Prognosen der Wetterdienste, Stichwort "Omegalage" und diese lässt sich auch gut in den Vorhersagekarten sehen : 


(C)METEOCIEL

Ebenso auffällig sind wieder die Anomalien der Wassertemps im mittleren und nördlichen Pazifik, also vor den Westküsten der USA und Kanada bis nach Alaska hinauf. Im Herbst 2018, 2021 und auch 2022 gab es ähnlich hohe Anomalien, diese resultierten dann in deutlich dominanten GWL-Typen der Zonalen und Gemischten Zirkulation, da sich dadurch das Aleutentief stärkt, welches über den Jetstream direkte Auswirkungen zum Islandtief hat. Aber auch diese Entwicklung dürfte, so sie denn anhält, sich erst recht spät auswirken.

Blicken wir auf den Jahreszeitlich bedingt immer wichtiger werdenden NAO-Index, welcher die Druckdifferenz zwischen dem Islandtief im und dem Azorenhoch darstellt.


 

 (C)NOAA

Weite Teile des Sommers waren von einem negativen NAO-Index geprägt, besonders stark aber in den ersten zwei Juliwochen und Mitte August, das waren auch die Perioden die besonders wechselhaft verliefen. Zur Mitte des September hin soll sich der NAO-Index Ri. neutral bewegen, einige Member ziehen danach in den positiven als auch negativen Bereich, der Spread ist aber zu groß um hieraus sicher ableiten zu können ob es auch im Oktober eher Hochdruckgeprägt oder wechselhaft wird.

Die Frontalzone war im Sommer deutlich südlich orientiert, was die Persistenz der Wechselhaftigkeit erklärt :


(C)NOAA

Nun zur atlantischen Hurrikansaison und die evtl. Auswirkungen auf unser Wetter. Wie oben erwähnt, werden die Anomalien der Wassertemperatur immer höher. Dies wirkt sich zwar noch nicht in einer gestiegenen Anzahl an außertropischen Sturmsystemen aus, wohl aber in der Stärke der einzelnen Ereignisse.

Für dieses Jahr wird eine eher überdurchschnittliche Hurrikan-Saison erwartet. Wird ein Ex-Hurrikan / Tropischer Sturm als Tiefdruckgebiet in die Westwindzirkulation eingebunden, ist eher wechselhaftes Wetter zu erwarten. Wird eine eher Südlich / Südwestliche Zugbahn eingeschlagen, dann werden warme bis sehr warme subtropische Luftmassen advehiert und u.a. ein Azorenhochkeil unterstützt. 

Das wäre, wie zonale Lagen im Hochsommer, ein sog. "Türöffner" für sehr warmes aber eher unbeständiges Wetter, verursacht bspw. durch die GWL SWz.

Eine leicht überdurchschnittliche Hurrikan-Saison könnte nun Gemischte und zonale Lagen gleichermaßen begünstigen wie meridionale, da sich aber die Frontalzone heuer weiter südlich orientiert hat - siehe den Plot der Frontalzone weiter oben - ist es schwierig zu sagen ob es im weiteren Verlauf des Herbst evtl. öfters dazu kommt, daß außertropische Systeme in die Europäische Wetterzirkulation eingebunden werden. Das wird ein Unsicherheitsfaktor in den kommenden Jahren : Wird die zunehmende Stärke der außertropischen Sturmereignisse mehr Einfluß auf ME nehmen und wenn ja, mit welchem Ergebnis?

Blicken wir nun auf die Abweichungen der Luft-Temps auf der NH des vergangenen Sommer, man erkennt negative Abweichungen über Island, und auch an der Ostküste der Davis-Straße in Kanada gab es negative Abweichungen, desweiteren dominieren höhere Abweichungen, bis auf den Bereich Ostküste USA bis nach Neufundland : 


(C)NOAA

Wie schon in den vergangenen Jahren zeigt sich eine leicht abgeschwächte Schmelzrate der NH. Eine eher abgeschwächte Schmelzrate des Schnees bedeutet etwas weniger Süßwassereintrag in den Labrador-bzw. Neufundlandstrom, dadurch bessere Voraussetzungen für Tiefdruckbildung im Bereich Neunfundland, der Geburtststätte der Atlantischen Tiefs. Hier die Anomalien der Schnee-Schmelzrate der NH von Juni und Juli:



 

(C)RUTGER SNOW LAB

Ein Blick auf den Jetstream, es zeigt sich daß der Polarfrontjetstream starke Mäandrierungen aufzeigt und nicht besonders gut ausgebildet ist:


 


(C)METEOCIEL

Mit folgenden Druckabweichungen könnte im Herbst zu rechnen sein:


 

(C)KURT HANSEN VIA NOAA

Daraus resultierend dürfte es hauptsächlich zu Gemischten, Zonalen und auch meridionalen Lagen kommen, allerdings mit Vorteil bei den Gemischten Lagen. Bei Meridionalen &Zonalen Lagen muss abgewartet werden wie sich die Hurrikan-Saison auf die Zirkulation auswirkt, denn ziehen außertropische Stürme Ri. Norden so iniziiert dies eher Meridionale Lagen. Bei den Großwetterlagen sind BM, HM, NWa, SWz, SWa, TrM,HNz, HNFz, HB, HFz,Nz, TrW, TB zu erwarten, ferner Wz, Wa und WW.

Die Abweichung zu 1961-1990 ( Klimareferenzperiode für Jahreszeiten ) dürfte +1° bis +2,5° betragen, zu 1991-2020 +0,5° bis +1,5°.  

Quelle der Grafiken : 

https://psl.noaa.gov/data/histdata/
https://www.meteociel.fr/
https://climate.rutgers.edu/snowcover/
https://www.ospo.noaa.gov/Products/ocean/sst/anomaly/
https://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/precip/CWlink/pna/nao.shtml
 
Text : (C)Kurt Hansen, Arrondissement Perpignan, Region Occitanie, Departement Pyrénées-Orientales, France.