In meiner Zeit als Wettervorhersager bei einer privaten Wetterfirma habe ich jahrelang ganz selbstverständlich vom „Loferer Land“ geschrieben, meist in Zusammenhang mit Gesamt-Österreich und Nordstaulagen, z.b. „Vom Bregenzerwald bis zum Loferer Land regnet es im Nordstau zeitweise stark.“ oder „Der Schwerpunkt der Niederschläge liegt zwischen Loferer Land und Salzkammergut.“ Meine österreichischen Kollegen schrieben das auch und ich habe es nie hinterfragt, über sechs Jahre lang nicht.
Dann kam ich nach Salzburg und erstmals meinte ein Kollege, er hätte noch nie vom Loferer Land gehört. Ich googelte rasch und fand es zwar nicht oft, aber doch in einigen Wetterberichten, auch von anderen Wetterdiensten. Selbst im Salzburg-Wikipedia hat die Bezeichnung Eingang gefunden:
„1228 wurde das Loferer Land Teil des Fürsterzbistums Salzburg“ (beim Eintrag zu Lofer)
bzw.
„1228 kam das bis dahin bayerische Loferer Land zum Erzbistum Salzburg“ (beim Eintrag zu Sankt Martin bei Lofer)
bzw.
„Im Jahre 1228 wurde das Loferer Land ein Teil des Fürsterzbistum Salzburgs und 1473 zum Markt erhoben.“ (Quelle: http://www.lofer.at/die_region/lofer , nicht die offizielle Seite!)
In der Dorfchronik von St. Martin wird auch mehrmals vom Loferer Land geschrieben.
Als geographische Bezeichnung bzw. Flurname findet man aber nirgends Hinweise auf ein Loferer Land.
Was ich als Meteorologe immer gemeint habe, ist das mit dem orangenfarbenen Kreis umfasste Gebiet einschließlich der Loferer und Leoganger Steinberge, den südlichen Chiemgauer Alpen und den westlichen Berchtesgadener Alpen.
Als Bezeichnung gebräuchlich sind Chiemgau bzw. Chiemgauer Alpen (grüner Kasten) sowie Berchtesgadener Land bzw. Berchtesgadener Alpen (blauer Kasten). Der weiße Kasten umfasst die Kitzbüheler Alpen.
Die Loferer und Leoganger Steinberge wären mir als Gebirgsgruppe allerdings zu klein, um sie als Ostgrenze einer fiktiven Niederschlagszone heranzuziehen, der Nordstau reicht viel nördlicher bis aufs deutsche Gebiet. Die Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen liegen großteils in Deutschland, ich schrieb aber meist für Österreich.
Ich wurde neugierig und schrieb die Gemeinde Lofer direkt an. Wer, wenn nicht die Ortsbewohner selbst würden wissen, ob es diese Bezeichnung gibt?
Die sinngemäß zitierte Antwort:
Lofer war immer nur der Markt selbst, das Umland gehörte viele Jahre zur Gemeinde St. Martin. Erst nach 1945 kamen drei Ortsteile zur Gemeinde Lofer hinzu. Es gab zwar zur großdeutschen Zeit einmal die Großgemeinde Lofer, als St. Martin und Weißbach auch zu Lofer gehörten, aber Loferer Land sei aus dieser Zeit auch nicht explizit bekannt gewesen.
Das lässt mich nun zugegebenermaßen etwas unbefriedigt zurück.
Im Fall von Hochsteiermark war immer klar, dass dies eine touristische Erfindung ist und die östlichste Steiermark rund um den Hochschwab umfasst. Deswegen durften wir Hochsteiermark nicht verwenden, sondern schrieben stattdessen von östlicher Steiermark oder Hochschwab oder Mürzsteger Alpen oder auch Steirisch-Niederösterreichische Kalkalpen.
Loferer Land scheint lokal keine häufig benutzte Bezeichnung zu sein, man sagt stattdessen Pinzgauer Saalachtal. Täler zu Täler, Berge zu Berge – ich versuche bei Wetterberichten immer Äpfel und Äpfel zu sagen, also nicht Bregenzerwald bis Inntal, sondern Bregenzerwald bis Karwendel. Bei Nordstau sind die stärksten Niederschläge aber per definitionem im Gebirge, nicht im Tal, deswegen wäre es widersinnig „vom Rheintal bis zum Pinzgauer Saalachtal“ zu schreiben.
Als Ersatz für Loferer Land werde ich mir noch etwas einfallen lassen müssen, entweder Loferer Steinberge, Berchtesgadener Land oder Mitterpinzgau, auch wenn bei letzterem wohl auch nur die wenigsten wissen, wo genau im Pinzgau sich dieser Landstrich befindet.
Ich freue mich über Anregungen!